Bewegender und authentischer Roman aus der deutschen Nachkriegszeit. Lesenswert!

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kleinervampir Avatar

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Buchinhalt:

Berlin, 1948: Die Blockade der Sowjets riegelt den gesamten Westsektor ab, Lebensmittel sind Mangelware. Auch Nora weiß nicht, wie sie sich und ihre Kinder ernähren soll. Nora findet schließlich Arbeit als Übersetzerin bei den US-Alliierten am Flughafen Tempelhof. Als die Luftbrücke ins Leben gerufen wird, lernt Nora den jungen Piloten Matthew kennen und verliebt sich in ihn. Doch noch immer steht sie zwischen ihrem in Russland vermissten Mann und der aufkeimenden Beziehung zu Matthew....


Persönlicher Eindruck:

Die Kinder der Luftbrücke ist eine dramatische Geschichte, wie sie sich genau so zugetragen haben könnte im Westberlin der Nachkriegszeit. Lebensmittel gibt es noch immer auf Bezugsscheine und durch die Berlin-Blockade der Sowjets sind die sowieso schon spärlich befüllten Regale der Läden leer. Die Menschen klammern sich an ihre Hoffnung – und an die von der Bevölkerung Rosinenbomber genannten Flugzeuge, die einzige Chance, an Lebensmittel zu kommen.

Mittelpunkt der Erzählung ist die Luftbrücke, bei der die Westalliierten die Bewohner der Westsektoren zwischen Juni 1948 und September 1949 per Flugzeugen mit Nahrung und Heizmaterial versorgten. Autorin Weinbergs Recherche ist hervorragend, sie beschreibt Setting und Ablauf so gekonnt, um dem Leser Kopfkino vom Allerfeinsten zu bieten.

Die beiden Hauptfiguren Nora und Matthew sind mit Tiefgang angelegt und Sympathieträger beim Leser. Nora ist eine junge Mutter zweier Kinder, die ihren im Krieg vermissten Vater noch immer vermissen und die Hoffnung am Leben erhalten, dass dieser doch noch eines Tages zurück kommen könnte. Nora tut alles, um ihre Familie (zu dieser gehören auch noch Noras verwitwete Mutter Else und ihre Schwester Hanna) über Wasser zu halten. Da sie gut Englisch spricht, wird sie Übersetzerin bei den Amerikanern und findet in ihrer Arbeitskollegin Ella schnell eine Freundin fürs Leben.

Matthew ist Pilot eines solchen „Rosinenbombers“ und fliegt täglich mehrfach zwischen Westdeutschland und Berlin Waren über den Luftkorridor. Als er und Nora sich begegnen, entspinnt sich schon bald eine zarte Liebe zwischen den beiden – doch immer steht Noras Mann Joachim und das Misstrauen von Noras Tochter Veronika zwischen den beiden.

Die eingängige, angenehme Erzählweise und die authentische Geschichte haben mich beim Lesen sofort in ihren Bann gezogen. Es handelt sich bei dem Roman keineswegs um eine seichte Liebesgeschichte in historischem Gewand, nein, es ist vielmehr ein packendes historisches Zeitdokument, dem man als Leser durch die Augen von Nora und Matthew beiwohnt. Das Leben im Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit wird vor dem inneren Auge des Lesers lebendig und viele historisch verbürgte Tatsachen, Abläufe und Personen tauchen im Roman auf.

Hauptthema der Geschichte ist Familie, Überleben, Liebe und Neuanfang – all dies erlebt Hauptfigur Nora am eigenen Leib. Mehrere dramatische Wendungen lassen bis kurz vor Schluss keinen Aufschluss zu auf das Ende und wie es wohl ausgeht – kommt Joachim doch noch zurück oder gibt es eine Zukunft für Nora und Matthew, möglicherweise in Amerika? Ich jedenfalls klebte nur so an den Seiten und konnte das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen.

Insgesamt eine absolute Leseempfehlung und ein mitreißendes Stück deutscher Geschichte. Hat mir sehr gefallen!