Authentisch Emotional

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avila Avatar

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Mir hat das Buch als Gesamtpaket wieder sehr gut gefallen. Ich habe schon andere Romane von Delphine de Vigan gelesen und ihre Themenauswahl ist so aktuell und brisant, dass ich immer noch lange über ihre Bücher nachdenke - so wie bei ihrem Neuling!


Diesmal hat es allerdings ein wenig gedauert, bis ich in die Geschichte herein gefunden habe. Ihr Schreibstil ist relativ distanziert - oder mir das Handeln der Protagonistin Mélanie so fern?

Mélanie hat schon immer davon geträumt berühmt zu sein. Seit sie die erste Staffel "Big Brother" gesehen hat, ist sie ein großer Fan dieser Reality-Shows. Als You Tube mehr als eine einfache Hobby-Plattform wurde und sie merkte, wie man in den USA als Influencer zu Ruhm und Reichtum kommen kann, war klar, welchen Weg sie gehen wird.


An sich würde man denken: Soll sie machen. Aber Mélanies Kanal wird vor allem als Familien-Kanal berühmt und ihre Kinder haben mitzuspielen. De Vigan gibt den Leser:innen einen Blick hinter die Kulissen. Was heißt es für die Kinder You-Tube-Stars zu sein? Wann fängt Kinderarbeit an, wo hört das Hobby und der Spaß auf? Und was macht es mit den Kindern? Die Autorin entwirft ein kritisches Bild, auch wenn sie mit anderen You-Tube-Famlien auch Gegenbeispiele setzt. Die Hälfte des Buches spielt in der Jetzt-Zeit, bevor dann ein Bogen in die Zukunft geschlagen wird und wir die Kinder der You-Tube-Familie als Erwachsene kennenlernen und ihre Entwicklung präsentiert bekommen. Hier verlässt de Vigan natürlich den Tatsachen-Boden und fängt an zu spekulieren, welchen Einfluss das alles auf die Kinder im Erwachsenenalter haben könnte. Denn bisher wissen wir nicht, was es mit den Kindern macht. Aber ich finde, die Fragen, die sie aufwirft, verständlich und logisch.


In diesem Buch findet sich also viel wieder: Was machen Social Media aus uns? Wie sollten wir mit unseren Kindern und Social Media umgehen? Wem gehört das Recht an den Bildern unserer Kinder? Was ist Kinderarbeit im Social Media-Bereich?

Für mich als junge Mutter ist das Thema hochaktuell. Ich kenne einige Mom- and Dad-Influencer, die ihre süßen Kids in Szene setzen und finde das aus sehr vielen unterschiedlichen Gründen kritisch. Insofern hat das Buch mir in meine persönliche Einstellung herein gespielt. Aber auch für alle ohne Kinder eine spannende Lektüre. Denn so vielfältig hat man sich sicherlich noch keine Gedanken über das Thema gemacht.