berührend und aktuell

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Rezension zu „Die Kinder sind Könige“ von Delphine de Vigan
Delphine de Vigan hat es wieder geschafft. Sie beeindruckt mit klarer, einfacher Sprache, die so viel sagt.
Es geht um das Leben von Kindern in und mit Social Media. Es geht um Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen, aber das vermeintlich Beste für sich selber tun.
Mélanie ist seit ihrer Jugend fasziniert von Reality-TV Formaten. Sie möchte genauso bekannt sein, wie ihre „Helden“. Im Berühmtsein findet sie, so denkt sie, die Anerkennung und Liebe, die ihr bisher fehlen.
Es ist nun aber allgemein bekannt, dass die Zuneigung der Familie nur schwer zu ersetzen ist, so auch hier. Mélanie kämpft sich durchs Leben, langweilt sich mit ihren Kindern zu Hause. Durch Zufall entdeckt sie Social Media für sich und macht ein Geschäft daraus. Die Familie wird reich, Mélanie ist glücklich, ihre Kinder sind die Könige – von außen betrachtet. Bis Kimmy, die Tochter, verschwindet.
Die Figuren sind dabei lebensnah. Die Familie, die Kommissarin, die Nachbarn – alle sind menschlich und zeigen Verhaltensweisen, die wir von uns oder unserem Umfeld kennen. Das schafft Nähe zum Leser.
De Vigan zeichnet geschickt ein Bild der Familie und berichtet im Wechsel aus der Perspektive der ermittelnden Kommissarin und Mélanie. Dabei beginnt sie bei der Vergangenheit Mélanies, wodurch ihr Handeln in der Gegenwart verständlicher wird. Berichtet die Kommissarin, beginnen die Kapitel stets mit einem Akteneintrag zu den Ermittlungen. Das schafft eine gute Verbindung zwischen Fall und Familie und zeigt die Tragik des Ganzen.
Schnell wird das Ausmaß der Social Media mit all den Folgen für Kinder und Gesellschaft deutlich.
Ein Roman der berührt. Man kommt nicht umhin das eigene Verhalten zu reflektieren. Der Roman ist spannend, aktuell und brisant. Eine ganz große Empfehlung also!