Erinnerungen an George Orwell kommen auf

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Melanie Claux, die Mutter von Kimmy und Sam, war früher Fan der ersten Stunden eines Reality TV Formats. Das Fernsehen füllte eine Leere, die sie als Aussenseiterin empfand. So ist sie auch als junge Mutter direkt von Anfang an mit einem You Tube Kanal dabei, und berichtet dort über ihr Familienleben. Und schnell merkt sie, dass sich mit Social Media mit Hilfe der Werbung Geld verdienen lässt. Und sie verstrickt sich - und ihre ganze Familie - immer mehr in diesen Wahnsinn. Bis eines Tages ihre kleine Tochter spurlos verschwindet...

Dann gibt es da noch die Polizistin Clara, die die Ermittlungen wegen Kimmys Verschwinden aufnimmt, und die quasi den Gegenpart darstellt. Sie stammt aus einem sehr medien-kritischen Haushalt, und hinterfragt daher das ganze Geschehen.

Mich persönlich hat das ganze Thema YouTube Familienkanal aus Sicht der Mutter schon recht abgestossen bzw. wütend gemacht. Aber der Fall der verschwundenen Kimmy ist auch spannend, und man möchte wissen, was passiert ist.

Was mir nicht so gut gefällt ist, wenn ein Roman mit vielen Fakten vermischt ist, so wie hier mit Statistiken und Zahlen über Internet/ Social Media-Themen. Dann fehlt mir ein bisschen die Abgrenzung zu einem Sachbuch, und es wird mir manchmal zu belehrend. Aber durch die Krimi-Komponente und die beiden abwechselnden Blickwinkel (Mutter und Kommissarin) lässt es sich locker und zügig lesen.

Als gelungen empfand ich die ganz aktuellen Bezüge, auf die Pandemie, und es gab sogar einen Ausblick in die Zukunft... ja wie wird das alles weitergehen, mit dem Vermischen von privatem und öffentlichem Leben durch Social Media, und der Überwachungsgesellschaft – Erinnerungen an George Orwell kommen auf!