Fesselnde Gesellschaftskritik

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alina_liest07 Avatar

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Mélanies Faszination für Reality TV und ihr Wunsch berühmt und geliebt zu werden, haben sich schon früh abgezeichnet. Nach einigen gescheiterten Versuchen gelingt ihr schließlich der große Durchbruch - durch ihren Social Media Kanal „Happy Recré“ inklusive Millionen Abonnenten, Aufmerksamkeit und materiellem Reichtum. Allerdings handelt der Kanal hauptsächlich von ihren Kindern Kimmy und Sammy. Täglich postet sie Videos von ihnen auf ihren YouTube und Instagram Accounts. Bis Kimmy plötzlich spurlos verschwindet und die Polizeibeamtin Clara komplizierte Ermittlungen in einer digitalisierten, vernetzen Welt aufnehmen muss…

„Die Kinder sind Könige“ ist in zwei Teilen gegliedert, wobei der erste, wesentlich längere, Teil im Jahr 2019 die Geschehnisse rund um das Verschwinden von Kimmy und den damit verbundenen Ermittlungen erzählt. Im zweiten Abschnitt gibt uns die Autorin Einblicke in das Jahr 2031 und die Auswirkungen des damals Geschehen in der Zukunft.

Delphine de Vigans Sprache ist klar und schnörkellos und ihr Schreibstil vielseitig und spannend, so lässt sie zum Beispiel immer wieder Transkripte verschiedener „Happy Recré“ Videos einfließen.
Dabei schafft es die Autorin auch eine gewisse, fesselnde Nähe zu ihren Figuren herzustellen. Durch Rückblicke erfahren wir von Mélanies und Claras unterschiedlichen Erziehungen, ihren Erfahrungen in der Jugend und den daraus resultierenden Antriebe und Ziele der beiden Frauen, die wohl unterschiedlicher kaum sein könnten.

„Die Kinder sind Könige“ ist ein sehr aktueller, vielseitiger und spannender Roman, vor allem der erste Teil liest sich zum Teil wie ein Krimi. Dabei betrachtet die Autorin komplexe und wichtige Themen: Die Gefahren von Social Media, insbesondere für Kinder, (digitale) Freiheit und Datenschutz, psychischen Erkrankungen oder Einsamkeit werden hier in eine starke Gesellschaftskritik eingebettet.
De Vigan ist ein Roman gelungen, den ich in kürzester verschlungen habe und der mich in seiner Aktualität sehr gefangen genommen und beklommen gemacht hat. Noch Tage später regt der Roman zum Nachdenken an - über unseren (Medien-)Konsum im Allgemeinen und um die Gefahren für Kinder und Jugendlichen im Speziellen. Absolute Leseempfehlung!