Gemischte Gefühle

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emma217 Avatar

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Mélanie führt gemeinsam mit ihren beiden Kindern einen erfolgreichen YouTube-Kanal. Als ihre Tochter Kimmy der Aufgabe immer halbherziger nachkommt, nimmt Mélanie das nicht ernst. Doch dann verschwindet die Kleine spurlos und die ermittelnde Polizeibeamtin Clara merkt schnell, dass es sich hier um keinen gewöhnlichen Fall handelt.

Dies ist mein erster Roman der Autorin und vor allem ihr Stil konnte mich gleich überzeugen. Delphine de Vigan schreibt klar und pointiert und ihr gelingt es Sachverhalte mit wenigen Worten treffend zu beschreiben.

Zu Anfang empfand ich den Roman noch als sehr oberflächlich. Mittlerweile vermute ich jedoch, dass dies beabsichtigt sein könnte um die Oberflächlichkeit der Influencer-Welt zu spiegeln. Mit der Zeit gewannen die beiden gegensätzlichen Hauptprotagonistinnen Mélanie und Clara auch mehr an Tiefe, so dass ich ihre Motive besser nachvollziehen konnte. Doch gerade als ich das Gefühl hatte, in der Geschichte angekommen zu sein, wurde ich leider durch einen Zeitsprung wieder herausgerissen. Es war zwar durchaus interessant zu erfahren wie es den ProtagonistInnen in der Zwischenzeit ergangen ist und welche Konsequenzen ihr Handeln in der Zukunft hat, doch machte es mir der Zeitsprung und die Einführung neuer Figuren nicht leicht im Lesefluss zu bleiben.

Die Thematik der Kinder-Influencer ist hochaktuell und wird von Delphine de Vigan kritisch beleuchtet. Es ist wichtig, dass diesem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und gut, dass die Autorin hier nichts beschönigt. Die Darstellung von Social Media ist mir dennoch insgesamt leider viel zu einseitig und negativ. Denn zum Glück sind Instagram und Co. weitaus vielfältiger als ein flüchtiger Blick auf die Welt der selbstverliebten Influencer scheinen lässt.

Somit blicke ich mit gemischten Gefühlen auf diesen Roman zurück, der mich zwar grundsätzlich gut unterhielt und auch spannend konstruiert ist, mich aufgrund der eben genannten Kritikpunkte indes nicht vollends überzeugte.

3,5/5