Hochaktuell und spannend

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dodona Avatar

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Die verschiedenen Thematiken, die bereits im Klappentext angeschnitten wurden, interessieren und beschäftigen mich schon seit Längerem, von daher war klar, dass ich mir diesen Roman einfach zu Gemüte führen musste.

"Die Kinder sind Könige" ist mein erster Roman von Delphine de Vigan.
Die Autorin lässt die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählen, lässt den Charakteren sehr viel Raum und dem Leser ebenso die Zeit in die Tiefe und die Historie der Charaktere einzusteigen. An manchen Stellen war ich mir nicht sicher, ab es zum Teil zu viele Erläuterungen zu den Historien gab, Anekdoten, die am Anfang nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben schienen, doch jede Information fügte sich wie ein Mosaiksteinchen zum Großen Ganzen zusammen.

Was passiert, wenn nichts mehr "privat" ist, wenn alles geteilt wird, man sich in einen Strudel aus Social Media begibt, aus dem man nicht mehr so leicht herauskommt? Was macht das mit unserer Gesellschaft, mit uns selbst, unserem Selbstwertgefühl, unseren Beziehungen und der Psyche?

Hochspannend thematisiert Delphine de Vigan diese Fragen in einer packenden Geschichte, die einen mit einem bitteren Geschmack zurücklässt. Einer Geschichte mit Auswirkungen, vor denen man am liebsten die Augen verschließen würde, doch man weiß zugleich, dass das genau der Fehler ist.

Ein Zitat aus dem Roman: "Es ging nicht darum zu wissen, wer Mélanie Claux war. Es ging darum zu wissen, was diese Epoche tolerierte, ermutigte und sogar glorifizierte. Und darum zuzugeben, dass Leute, die sich, [...] in dieser Epoche nicht mehr ohne Erstaunen oder Empörung bewegen konnten, unangepasst, gestrig, ja reaktionär waren."

Absolute Pflichtlektüre. Ich würde zu gerne wissen, wie YouTuber, speziell jene mit einem "Familienkanal" auf dieses Buch reagieren.