Kinder = Mittel zum Zweck

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Inhalt:
„Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie ›Big Brother‹. Sie hatte stets davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche Youtuberin mit Tausenden von Followern. Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter dem Filmen jedoch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz entgegenkommt, als Last empfinden? Kurz darauf verschwindet Kimmy nach einem Versteckspiel spurlos. Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Methoden der Ermittlung in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind …“


Schreibstil/Art:
Der Aufbau ist total durchdacht; zunächst wirkt alles so oberflächlich, nicht greifbar und es passiert anfangs noch recht wenig. Doch je näher und intensiver die Social-Media-Scheinwelt beleuchtet wird, desto drastischer wird auch der Verlauf. Ebenso forcieren Mélanies Einblicke in den Familienalltag die weiteren Entwicklungen, denn dadurch wirkt alles deutlich krasser und ausführlicher.

Die Kontraste zwischen Mélanie und Clara sind perfekt getimt. Die eine tut alles dafür um gesehen und geliebt zu werden, die andere ist lieber für sich, kapselt sich ein wenig von den anderen ab und geht nur in ihrem Beruf auf.

Die Erzählstimme ist eher nüchtern, sachlich und intensiv. Diese fiktive Geschichte liest sich sehr real und könnte die aktuelle Zeit nicht besser beschreiben.


Fazit:
Am besten gefallen hat mir der letzte Abschnitt, der Sprung in das Jahr 2031. Dieser "Zukunftsausblick" ist unheimlich eindringlich und schockierend zugleich.

Allgemein hat es die Autorin geschafft ein Bild zu erschaffen das reeller nicht sein könnte.
Ich hatte das Gefühl als befände ich mich in einer komplett imaginären Welt, erschreckend ist aber, dass es sich hierbei um ein ziemlich aktuelles Thema handelt - richtig wäre zu sagen: ein Spiegelbild unseres Lebens. Ich hoffe dieses Buch wirkt auch bei anderen so lange nach wie bei mir. Was für ein Buch!

Es handelt sich hier um eine (mögliche) Abrechnung mit der Branche aber trotzdem mit genug Spielraum um seinen persönlichen Schlussfolgerungen nachzugehen und das eigene Verhalten zu beobachten und ggfs. zu ändern. Mega!