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matheelfe Avatar

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„...Am 10. November 2019 gegen achtzehn Uhr verschwand Mèlanie Claux` damals sechsjährige Tochter während eines Versteckspiels mit anderen Kindern der Wohnanlage...“

Was war dem vorausgegangen? Mèlanie hatte schon als Jugendliche davon geträumt, gesehen und berühmt zu werden. Sie hatte sich bei entsprechenden Fernsehformaten beworben. Gelungen war es ihr nie.
Nach der Geburt ihrer Tochter Kimmy hatte sie die öffentlichen Medien, insbesondere YouTube, für sich entdeckt. Sie erkannte, wie sie damit ihre Kinder zu Stars machen könnte. Mittlerweile gehört sie zu den erfolgreichsten Youtuberinnen.
Die Autorin hat in ihrem Buch ein sehr realistischen Szenarium gestellt. Es geht um die Vermarktung von Kindern in öffentlichen Medien. Als ihre Gegenspielerin tritt die Polizistin Clara Roussel auf. Die hält sich von den sozialen Medien fern.
Die Suche nach dem Kind ist das eine, Zu den wichtigsten Szenen gehören für mich aber die, wo ich Claras Reaktion auf die Filme mit Kimmy und Sammy erlebe. Hier schwingt sehr viel Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen mit. Die Kinder werden manipuliert und instrumentalisiert. Alles ist auf Konsum ausgerichtet. Ein Satz lässt Clara nicht mehr los

„...Es ist eine Welt, deren Existenz unsere Vorstellungen übersteigt...“

Gekonnt werden Verhörprotokolle in das Buch integriert. Gleichzeitig darf ich Clara beim Betrachten der Videos über die Schulter schauen. Dabei fällt auch die folgende Bemerkung:

„...Sie nutzt ihre Kinder aus, um Kohle zu machen, und ich bin nicht der Einzige, der das denkt...“

Für die Kinder gibt es keine Privatsphäre mehr. Alles wird geteilt. Mit stereotypischen Sätzen wird dem Zuschauer Liebe vermittelt. Wie weit Mèlanie davon weg ist, wird sich später in ihren Handlungen zeigen.
Was wird aus diesen Kindern? Im Buch erlebe ich es noch bei Kimmy und Sammy. Ein letztes Zitat soll die Gefahr veranschaulichen, die das Ganze birgt.

„...Irgendwann wird man sich auch mit den Kindern beschäftigen müssen, die sich so was jeden Tag anschauen. Und mit der Werbung, dir sie kilotonnenweise schlucken, ohne das jemand etwas davon mitbekommt...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Was wie eine Zukunftsversion klingt, ist heute Alltag und in der Realität angekommen.