Umsetzung nicht überzeugend

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Mélanie präsentiert sich, ihre Familie und vor allem ihre zwei kleinen Kinder im Internet, sichtbar für Millionen Follower. Bei einem Versteckspiel taucht ihre Tochter Kimmy, bekannt und geliebt, dann nicht wieder auf.

Worum geht es wirklich?
Sichtbarkeit, Druck und Privatsphäre

Lesenswert?
Nein, trotz super interessantem und wichtigen Thema konnte mich die Umsetzung nicht begeistern. Was hat mir gefallen? Der Aufbau der Geschichte war gut gewählt in verschiedenen Jahrzehnten und somit verschiedene Sicht auf Präsentation in der Öffentlichkeit. Und auch die Wahl der Protagonistinnen fand ich gut: Einmal Polizistin Clara und dann Influencerin Mélanie. Der Roman deckt dabei viele verschiedene Themenbereiche ab. Das Erwachsenwerden, der Wunsch nach Sichtbarkeit, der Einfluss der Eltern, dann später wird die Geschichte zu einem aufregenden Kriminalfall. Dessen abruptes Ende hat mich ein wenig überrascht und war mir zu schnell. Weiterhin interessant waren die verschiedenen Layouts, die Einbindung von Polizeiverhören und -sichtungen. Sprachlich angenehm lesbar, bei der mir vorliegenden Auflage jedoch noch Rechtschreibfehler enthalten. Übersetzung wirkt manchmal hölzern bzw. Worte sehr eingedeutscht.
Das Thema ist wie erwähnt interessant und notwendig.
Nicht gefallen haben mir die Charakterdarstellungen. Beide Frauen meiner Meinung nach sehr einseitig beschrieben. Bzw. Mélanies Job als Influencerin wird eher ins lächerliche gezogen. Die Tatsache, dass sie zum Beispiel unter Druck stehen wird, weil sie das gesamte Familieneinkommen verdient und gar nicht so einfach Werbeverträge ablehnen kann, bleibt unerwähnt. Natürlich darf man das Prinzip kritisieren, den Konsum. Aber es nur einseitig zu betrachten ist für mich keine gute Lösung. Zeitgleich werden die Männer, die Kritik an ihr üben, eher heldenhaft dargestellt. Sie werden nicht hinterfragt. Ihre Methodik auch nicht.
Der Fall des verschwundenen Kindes wurde dann sehr abrupt gelöst, die Kapitel danach habe ich als unrealistisch und nicht zur Zeit passend empfunden.
Alles in allem hatte ich das Gefühl, die Autorin will ein wichtiges Thema besprechen, kennt sich aber inhaltlich nur damit aus, was man als außenstehende Person sieht und glaubt. Es wirkt nicht in die Tiefe recherchiert. Es ist eher ein Fingerzeig auf all die, die ihre Kinder dem Internet preisgeben.