Unter Beobachtung

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Ich bin ein Fan von Delphine de Vigan, das gleich vorweg. Auf dieses Buch habe ich mich deshalb sehr gefreut. Das Thema ist sehr aktuell: Kinder, die in sozialen Medien vermarktet werden. Die Protagonistin, die ein bisher durchschnittliches Leben geführt hat, möchte ihren Teil vom Ruhm haben. Sie erreicht dies, indem sie ihre Kinder vor die Kamera zerrt und das gemeinsame Leben in den Medien zur Schau stellt. Das Leben lebt die Familie nun öffentlich und das kommt an und beschert ein nicht unerhebliches Einkommen. Immerzu ist die Kamera dabei, alles wird gefilmt. Fremde beobachten die Kinder beim Auspacken von Spielsachen, die sich in den Kinderzimmern stapeln, die Kleidung wird in Szene gesetzt, jede Alltäglichkeit ist ein Video wert. Als die kleine Tochter sich zu entziehen versucht, starten die Probleme.
Es gruselt einen, wenn man diese Geschichte liest. Es gruselt, weil hier die Realität gezeigt wird. Konsum um des Konsums willen, Geld verdienen mit den eigenen Kindern, die kein wirkliches Mitspracherecht haben. Letztlich stellt de Vigan die Ausbeutung der Kinder dar, die auf YouTube-Videos ihr Leben zeigen ( müssen). Eingebettet in eine spannende Geschichte folgt man dem Geschehen teils ein wenig ungläubig, um dann festzustellen, dass es einfach nur realistisch ist. Die Geschichte liest sich teils wie ein Bericht, etwas zu sachlich für meinen Geschmack, auch hätte ich selbst gern etwas mehr Sympathie für die Nebenfiguren aufbringen wollen. Insgesamt aber ein tolles Buch über eine Gesellschaft, die die Kontrolle über ihre Privatsphäre verliert.