Wichtiges Thema

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klautschi Avatar

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Im Roman begegnen wir Mélanie, die schon als Kind, nach dem sie „Big Brother“ und ähnliche Formate gesehen hatte, davon träumte ebenfalls Star einer dieser Reality Shows und einem Millionenpublikum bekannt zu werden.

Als Mutter sieht sie ihre Chance gekommen: ihre Kinder Kimmy und Sammy sollen in einem Familienblog die Hauptrolle sein. Tatsächlich werden die beiden große Stars auf YouTube- und Instagram, richtige Influencer*innen. Das Geschäft ist knallhart, professionell, aber auch sehr lukrativ durch die Produktplatzierungen. Eine Community von unglaublich vielen Zuseher*innen muss bei der Stange gehalten werden und nahezu minutiös nimmt diese am Leben der beiden Kinder teil. X-Mal wird einstudiert, geprobt und gedreht, bevor die Videos und Posts ins Netz gestellt werden. Mélanie kippt total in diese Welt, aus der sie Liebe, Bestätigung und Zuspruch empfängt und viel Geld erhält. Negative Kommentare werden als Neid auf das schöne Familienleben abgetan.

Bis eines Tages Kimmy spurlos verschwindet.

In einer zweiten Erzählperspektive geht es um die Ermittlerin Clara, der diese virtuelle Welt völlig fremd ist. Sie lebt sehr zurückgezogen und kann diese Inszenierungen in den Sozialen Medien nicht nachvollziehen.

Dieser Roman greift ein so wichtiges, aber kaum beachtetes Thema auf – wie Eltern ihre Kinder benützen, um so ein Geschäft am Laufen zu halten. Es zählen nur Follower und Likes. Wer schützt diese Kinder? Es geht aber auch darum, welche Folgen ein derartiges Leben für die Kinder hat, wenn sie später erwachsen sind.

Geschrieben ist der Roman von Delphine de Vigan wie ein Krimi - analytisch, nüchtern, kühl und total spannend, kaum aus der Hand zu legen. Er zeigt auf, welche Konsequenzen ein Leben als Kinderinfluenzer*in haben kann, wie eine Mutter Likes und Follower mit Liebe verwechselt und welche Kritikpunkte bzw gesetzlichen Regelungen man dafür einführen könnte.