Das Ende der Naivität

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meldsebjon Avatar

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1943 beendet Inge ihre Ausbildung zur DRK-Schwester. Begonnen hatte sie diese Ausbildung, weil das einer der wenigen Berufe ist, in denen Frauen berufliche Anerkennung finden können und zugleich die Möglichkeit haben die Welt zu sehen. Außerdem lag ihr der vorgezeichnete Weg einer Mitarbeit in der Firma des Vaters nicht wirklich. In der Tat geht es gleich nach Abschluss der Ausbildung auf die Reise. Aber nicht in das erträumte Paris, sondern nach Russland, an die Ostfront. Zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass ihr Vater mit vielen seiner skeptischen Anmerkungen zu der offiziell verbreiteten Propaganda Recht hatte. Von einem Endsieg kann keine Rede sein, Soldaten werden als Kanonenfutter verwendet und haben kaum eine Chance, zu überleben. So menschenverachtend, wie die Regierung mit den eigenen Leuten umgeht, muss man sich nicht wundern, wenn das Verhalten zu anderen Bevölkerungsgruppen noch mehr Ungerechtigkeit und Grausamkeit an den Tag legt.
Aus heutiger Sicht erscheint uns Inge anfangs naiv. aber genauso muss es damals gewesen sein. Erst nach und nach entwickeln manche Leute einen Blick auf die Realität. Inge bekommt die Chance, Russland zu verlassen und nach Italien zu gehen. Auch hier gibt es Krieg und auch hier gewinnt sie neue, erschreckende Einblicke in das deutsche Verhalten. Sie zeiht ihre Schlüsse und richtet sich in ihren Entscheidungen nach ihrem Gewissen.
Wir erleben hier eine starke Frau in einer schrecklichen Zeit. Nicht gerade ein Kuschelroman. Es wird von sehr viel Leid und Härte berichtet, aber auf eine Art, die das Lesen zum Genuss macht und die dem ganzen Schrecken tatsächlich auch etwas positives abgewinnt.
Solche Bücher sind zwar keine Realität, kommen dieser aber sehr nah. Man sollte es zur Pflichtlektüre für Neonazis machen!