DRK-SCHWESTER ZWISCHEN DEN FRONTEN

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Nürnberg, 1943. Inge träumt davon, die Welt zu sehen. Als DRK-Schwester will sie nach Afrika. Ihre Freundin Annemarie zieht Paris vor. Leider kommt die Einberufung für beide an die Ostfront in Charkow. Dort trifft die Deutsche Front auf die Rote Armee und das Lazarett ist überfüllt. Bald wird deutlich, dass nur der Rückzug lebensrettend sein kann. zögerlich lässt sich die junge Schwester auf das Angebot von Oberbefehlshaber Preuss ein, mit nach Italien zu kommen. Dort werden die Stellungen an der Gustav-Linie verstärkt. In Montecassino wähnt man sich noch in Sicherheit, zudem die Deutschen die historischen Schätze des Klosters sichern wollen. Als Inge den Partisanen Lorenzo kennenlernt, ist sie von allen Seiten gefährdet.

Tara Haigh verbindet in ihren Romanen historische Ereignisse mit einem Schuss Romantik. Dabei führt sie die Leser gerne über die Landesgrenzen hinaus. Im fünften Roman platziert sie die Handlung im Zweiten Weltkrieg an die am stärksten umkämpften Fronten. Inge ist gerade großjährig als sie aus einem behüteten Zuhause die Gewalt des Krieges kennenlernt. Sie lernt, ihre Hilfsbereitschaft auf Überlebenschancen zu verteilen und geht dabei an ihre körperlichen Grenzen. Kraft zieht sie aus dem Spiel mit der Geige, die sie auch immer mal wieder für die Schwerverletzten spielt. Der Kontrast zwischen feingeistiger Musik und dröhnender Detonationen zeigt die Kriegssituation nur deutlicher.

Die Charaktere zeigen die verschiedenen Denkweisen der Bevölkerung der Zeit. Während Inges Vater als Herrenschneider die Schließung seiner jüdischen Geschäftsnachbarn mit Beunruhigung wahrnimmt und seine Haushälterin bereits in den ersten Monaten der Machtübernahme durch die NSDAP in die Schweiz emigriert, sind andere Figuren von den Neuerungen im Reich überzeugt. Die Durchhalteparolen, die an die Front gesendet wurden, werden ebenso plausibel aufgenommen, wie die verbotenen Gedanken, dass es womöglich doch keinen Endsieg geben wird. Aus Sicht von Inge, die eine unpolitische Position einnimmt, werden die Bedingungen geschildert. Sie erwähnt dabei nicht nur die Zustände im Lazarett, sondern auch den allgemeinen Postverkehr und die Beschränkungen für die Bevölkerung. Durch ihre Musik konnte sie den Oberbefehlshaber für sich gewinnen, obwohl sie selber ihm überhaupt nicht zugetan war. Als er sie aus dem sicheren Tod in der Ukraine rettet, hadert sie, ob sie diesen Vorteil für sich nutzen soll.

Preuss ist mächtig genug, um eine Versetzung zu arrangieren, aber eben nicht hoch genug positioniert, dass er als fiktive Figur in die Befehlsstruktur eingreifen könnte. Die Handlung wird dadurch glaubhaft. Das Vorrücken der Alliierten von Süden und Norden stellt bald eine massive Bedrohung für den deutschen Stützpunkt dar. Genau hier positioniert Haigh die in Italien am stärksten vertretenen Widerstandskämpfer. Lorenzo gibt in diesem Roman Einblick, wie sich die Resistenza organisierte. Sowohl die deutschen Soldaten als auch die italienischen Partisanen positionierten sich um das Kloster Montecassino, wobei der Erhalt der ehrwürdigen alten Mauern für beide Gruppen das Ziel war. Erneut wandelt Inge auf gefährlichen Pfaden, wenn sie sich mit dem Italiener heimlich trifft. Die Beschreibungen der Umgebung wirken entschleunigend auf die explosive Umgebung.

Die Klänge der Freiheit von Tara Haigh stellen die junge DRK-Schwester Inge in den Vordergrund. Aus ihrer Perspektive erlebt der Leser die Jahre 1943 und 1944 an den umkämpften Fronten des Zweiten Weltkriegs. Die fiktive Handlung passt sich in die reale Historie ein. Obwohl man ahnen kann, wie es unter Berücksichtigung der Ereignisse ausgehen wird, sind genügend Wendungen eingeflochten, dass es immer spannend bleibt.