Gute Lektüre für zwischendurch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mary-sophie Avatar

Von












Handlung:
Charlotte ist ihrer Tante Sara noch nie begegnet. Trotzdem erbt die junge Witwe deren Buchhandlung in London. Eigentlich will Charlotte sich gar nicht recht damit befassen, sie plant nur einen kurzen Aufenthalt in London, wo sie das Wichtigste klären will und möchte so schnell wie möglich wieder nach Hause, nach Schweden.
Doch schon als die junge Frau das erste Mal den Riverside Bookshop betritt, erfüllt sie eine Tiefe Ruhe. Noch dazu verbreitet der gemütliche Laden einen großen Charme und scheint Charlotte magisch anzuziehen. Schnell erkennt die neue Inhaberin, dass sie den Laden nicht einfach verkaufen kann und sieht darin auch für sich einen Neustart. Gleichzeitig fragt sich Charlotte ständig, wieso ausgerechnet sie den Laden geerbt hat? Und sie findet immer mehr Hinweise darauf, dass Sara ein Geheimnis hatte... Hat dieses vielleicht auch mit ihrer eigenen Herkunft zu tun?

Meinung:
Das Cover wurde richtig schön gestaltet. Die Szenerie wirkt gemütlich und der Laden erscheint stark einladend, es wird genau die Magie ausgestrahlt, von der auch Charlotte gefangen genommen wurde. An sich gefällt mir die Farbvielfalt, einen kleinen Makel habe ich hier aber trotzdem anzubringen. Mir hätte es besser gefallen, wenn der Titel, sowie der Name der Autorin dieselbe Schriftfarbe erhalten hätten. Dann wäre das Bild bestimmt noch stimmiger gewesen. Ansonsten finde ich das gesamte Bild sehr stimmig und passend, es erregt auf jeden Fall Aufsehen und ist ein Blickfang. Ich finde sogar, dass allein das Cover eine tolle Geschichte verspricht.

Ich musste einige Zeit warten, um das Buch zu erhalten und in dieser Zeit war ich natürlich immer gespannter darauf. Nicht nur, weil ich endlich auch mit dem Lesen beginnen wollte, sondern auch weil ich schon einige gute Rezensionen dazu gelesen habe. Dementsprechend war meine Freude also groß, es dann nach fast einem Monat warten in Empfang zu nehmen und endlich mit dem Lesen zu starten.

Der Anfang war mir gleich wieder von der Leseprobe bekannt und ich hatte absolut keine Startschwierigkeiten. Es gibt einen recht ruhigen Start, gerade auf den ersten Seiten gibt es die Möglichkeit, Charlotte und Martinique, sowie den Buchladen näher betrachten zu können. Beide Damen treten anfangs recht nachdenklich und ruhig, mit etwas Angst vor der Zukunft auf und dies wird nicht nur durch die Handlungen perfekt ausgedrückt. Auch durch die Gedanken gibt es einen ersten Blick auf die Charaktere. So fällt es leicht, sich einen ersten Eindruck zu machen und die Protagonisten langsam kennenzulernen.

Mir hat die Schreibweise durchweg sehr gut gefallen. Sie war einfach gehalten, ohne viel Schnörkel und somit leicht verständlich. Das hat natürlich auch zu einem schnellen Lesen beigetragen, besonders die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, lassen sich unglaublich schnell lesen. Mit fortschreitender Handlung verändert sich der Schreibstil leicht, er wird teilweise schwereloser und immer lockerer. Dies passt sehr gut auch zu Charlottes Entwicklung, sie ist nicht mehr so ernst wie noch am Anfang und durchlebt einen positiven Wandel

Ich empfand das Setting etwas schwierig. Es gibt eine Einheit des Ortes, die gesamte Handlung findet in London statt. Und die Stadt selbst war auch ganz ansprechend und genau beschrieben, das fand ich gar nicht schlecht. Etwas gehinkt hat für mich leider die Darstellung des Buchladens, sowie von Saras Wohnung. Diese beiden Orte dienen als Haupthandlungsorte, vielleicht 90 % der Handlung findet dort statt. Und leider waren beide Orte nicht greifbar oder vorstellbar. Obwohl es einige Beschreibungen davon gibt, konnte ich mir nichts davon vorstellen. Sie werden zwar recht klein und überschaubar dargestellt, sind aber ziemlich vollgestellt und nehmen dadurch andere Dimensionen an. So dehnten sich die Räume stark aus und entsprachen in meiner Vorstellung nicht mehr dem, wie sie beschrieben wurden.

Ich war überrascht, dass die Handlung auf zwei zeitlichen Ebenen stattfindet. Davon war ich nicht ausgegangen und dementsprechend überrascht. Es gibt einen Zeitstrang in der Gegenwart, dabei lernen wir Charlotte, sowie Martinique kennen und erfahren allerhand über die Buchhandlung. Dazu findet ein geringer Teil der Handlung in der Vergangenheit statt. In diesem gibt es die Möglichkeit, Sara und Charlottes Mutter Kristina kennenzulernen und ihren Neuanfang in London zu verfolgen. Ich bin etwas zwiegespalten über diese Erzählweise. Einerseits fand ich diese Aufteilung richtig gut und interessant geschrieben. Fast fand ich es etwas schade, dass es nur wenige und kurze Rückblicke gibt. Gleichzeitig fand ich vieles nicht so wichtig für die Handlung, außerdem konnte ich keine Sympathie für Sara und Kristina aufbringen. Sie waren zu blass gezeichnet, waren nicht willensstark und viele Handlungen fand ich zu impulsiv und teilweise gruslig. Ich glaube, gesamt hätte es mir besser gefallen, wenn die Geschehnisse in Briefform verfasst worden wären und nicht anhand von Rückblicken.

Leider fand ich das Ende etwas rasch herbegeführt. Angefangen von dem überraschenden Treffen mit der Autorin, über einige, kurze Gespräche bis zum Ende. Es ging alles etwas Knall auf Fall und war mir zu schnell vorbei. Ein kleiner Ausblick in die Zukunft wäre auch ganz schön gewesen, anhand eines Epilogs...
Tatsächlich habe ich mich hier auch gefragt, wie hoch der Wahrheitsgehalt sein könnte. So wirkt die Geschichte etwas an den Haaren herbeigezogen und für mich nicht sonderlich realistisch. Gerade das Treffen mit der Autorin, sowie die Folgen dessen konnten mich nicht überzeugen.

Als Protagonisten dient eine bunte Schar unterschiedlichster Persönlichkeiten. Viele treten nur mal kurz und fast schon nebenbei auf, trotzdem erhielt eine jede eine kleine, unterhaltsame Geschichte. Im Grunde dienen als Hauptprotagonisten nur die Mitarbeiter des Riverside Bookshops, sowie William und Charlotte.
Eigentlich fand ich Charlotte richtig angenehm. Sie war sympathisch, freundlich und zeigt auch eine zarte, nachdenkliche Seite. Doch manchmal ging sie mir mit ihrem Selbstmitleid etwas auf den Geist. Ich hatte öfter das Gefühl, dass Charlotte ihr Dasein als Witwe wie ein Schutzschild vor sich hält und sich dahinter versteckt. Dazu empfand ich ihren Charakter und ihr ganzes Auftreten manchmal als etwas langweilig und träge. Charlotte hatte nicht wirklich Besonderheiten, die sie auffallend mache.
An ihrem Charakter war die stärkste Wandlung zu sehen. Sie hat zwar viele Züge beibehalten, wurde aber auch stärker, begutachtete Menschen nicht mehr nach ihrem Auftreten und ist entschlossener, hängt nach dem traumatischen Erlebnis nicht mehr ganz so in der Schwebe. Charlotte hat endlich wieder ein Ziel und blüht auf.
William ist an sich ein interessant gestalteter Charakter, der sich aber auch gerne von einer weinerlichen Seite zeigt, um kurze Zeit später wieder anders aufzutreten. So hat er immer wieder Wandlungen und zeigt verschiedene Seiten seiner Person. Ich fand ihn etwas schwer einzuschätzen und kann auch jetzt nicht wirklich sagen, ob ich ihn den sympathisch finde oder nicht.
Die anderen beiden Damen der Runde, Sam und Martinique hatten besondere Charaktere, die sehr speziell waren. Sie durchlebten ebenso verschiedene Stimmungen und zeigten einige Seiten von sich selbst. Mir hat es immer gefallen, wenn beide zusammen aufgetreten sind und miteinander agiert haben. Dann kam Stimmung in die Geschichte und beide zusammen waren richtig sympathisch.

Fazit:
Im Grunde hat das Buch meinen Erwartungen gesprochen, es wird eine interessant gehaltene Geschichte rund um eine Buchhandlung erzählt. Dazu gibt es einige private Probleme und eine hervorragende Schreibweise, die mir ein angenehmes Lesen ermöglicht hat. Leider gibt es einige kleine Makel, die mir beim Lesen aufgefallen sind und die ich schon erwähnt hatte. Deshalb vergebe ich nicht die volle Punktzahl, fand das Buch aber trotzdem unterhaltsam und es hat mir schöne Lesestunden bereitet.

Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sterne