Nettes Buch für Zwischendurch

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In den letzten Jahren ist in den Buchläden ein neues Genre aufgetaucht. Junge Frau sucht neue Herausforderungen in kleiner Bäckerei, kleinem Café oder kleinem Antiquariat.
In diesem Fall ist es ein kleiner Buchladen in London, den die junge Witwe Charlotte überraschend von ihrer ihr unbekannten Tante geerbt hat.
Charlotte betreibt eigentlich eine gut florierende Kosmetikfirma in Schweden. Seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes lebt sie nur noch für ihre Firma. Lebensfreude und Leichtigkeit sind ihr dabei verloren gegangen. Ohne ihren Assistenten Hendrik bewegt sie sich nur sehr unsicher in der Fremde, aber ihr unverhofftes Erbe zwingt sie nach London zu fahren, um vor Ort alles zu regeln. Dort trifft sie auf eine eingeschworene Gemeinschaft ganz unterschiedlicher Menschen, die sehr eng mit ihrer verstorbenen Tante waren. Schwierig für Charlotte, ist sie es doch nicht gewohnt auf Menschen zuzugehen und zudem offenbart sich nach und nach, dass die Buchhandlung in großen finanziellen Schwierigkeiten steckt.
Charlotte fragt sich, warum ihre Tante gerade sie als Erbin eingesetzt hat, obwohl sie diese gar nicht kannte. Warum kam es zwischen ihrer Tante und ihrer Mutter zum Bruch? Auf der Suche nach Antworten und nach Lösungen für die Buchhandlung öffnet sich Charlotte mehr und mehr für ihr Umfeld und findet zu neuer Lebensfreude und sogar zu einer neuen Liebe.
Frida Skybäck schafft es schon nach den ersten paar Seiten dieses Romans, uns in die Welt des kleinen Buchladens „Riverside Bookshop“ eintauchen zu lassen. Die Romanfiguren sind sehr gut charakterisiert und werden vor unserem inneren Auge lebendig. Meine Lieblingsfigur ist unbedingt
Martinique. Ein Gutmensch, der auch gern mal von den anderen ausgenutzt wird. In manchen Passagen konnte ich mich sehr gut selbst erkennen. Oft gelingt es einem eben nicht „Nein“ zu sagen, weil man die Erwartungen anderer nicht enttäuschen will, obwohl man für sich selbst vielleicht ganz andere Pläne hatte.
Gefallen hat mir auch die manchmal etwas ironische Sprache und bei einigen sehr humorvollen Passagen musste ich wirklich sehr schmunzeln. Am Besten gefiel mir hier die Stelle als ein Kunde für seine Schwester eine vom Autor handsignierte Bibel kaufen will. Wirklich sehr witzig.
Das Ende des Romans ist vielleicht etwas vorhersehbar, aber auf dem Weg dorthin begegnen uns noch lustige, unterhaltsame aber auch nachdenkliche Textstellen.
Bleibt die Frage, warum gerade Frauen so gerne Bücher dieses Genres lesen. Ich denke in unserer noch immer sehr von Männern dominierten Welt, gefällt es uns einfach Geschichten über mutige Frauen zu lesen, denen es gelingt sich mit Fantasie und Zielstrebigkeit und gegen allerhand Widrigkeiten etwas Eigenes aufzubauen.
Deshalb unbedingt „Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse“ lesen und sich von dem „Riverside Bookshop“ verzaubern lassen.