Eine Frage der Zielgruppe

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singstar72 Avatar

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Romane über Frauen, die vor ihrer Vergangenheit flüchten, und in einem abgelegenen Ort ein kleines Geschäft eröffnen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Wenn zudem noch die Zutat "Liebesgeschichte" hinzukommt, dürfte das sommerliche Lesevergnügen perfekt sein.

Diesen Klischees entspricht das vorliegende Buch von Tilly Tennant nur begrenzt. Es wirkt, als habe sich die Autorin nicht richtig entscheiden können, und mehrere Ansätze miteinander verquickt. Die entstandene Mischung wirkt auf den ungeübten Leser leichter Sommerromane höchstens halbgar. Doch wahrscheinlich ist auch das eine Frage der Zielgruppe.

Die Titelheldin, Millie, hat blindlings in einem kleinen Dorf eine verfallene alte Bäckerei gekauft. Ohne Gutachten, ohne Besichtigung. Schon allein dies wirkt unglaubwürdig. Dazu wird noch ein unglaubliches Gewese um ein vorgebliches böses Geheimnis in ihrer Vergangenheit gemacht, was sich dann aber mehr oder weniger als klassische, schief gegangene Liebesgeschichte entpuppt. Auch das rechtfertigt in keiner Weise die überstürzte Flucht. Als Sahnehäubchen gibt es auch noch eine "böse Rächerin" aus ihrer alten Nachbarschaft, die einfach nur lächerlich wirkt.

Vielversprechend klang zunächst eine Nebenhandlung um angebliche Kräuterfähigkeiten der Titelheldin - doch dieser Faden wird irgendwann einfach fallen gelassen. Sehr ärgerlich!

Es geht insgesamt viel zu wenig um die im Titel versprochene Bäckerei. Ein Großteil der Handlung dreht sich in Dialogform um das Verhältnis der Hauptfiguren zueinander. Diese Dialoge wirkten anfangs charmant, doch da hier absolut keine Entwicklung stattfand, und sich die Dialoge auf Teenager-Niveau bewegen, geriet auch dies zur nervlichen Belastungsprobe für den Leser.

Wirklich nett war der Anfang, etwa ein Drittel des Buches. Auch eine bestimmte Nebenfigur, eine nervtötende neue Nachbarin, hatte ihre lustigen Szenen. Doch das reichte nicht, um das Interesse des Lesers zu halten. Vermutlich wird die Autorin ihre Fans haben, da sie schon zahlreiche Romane dieser Art veröffentlicht haben soll. Das Buch entspricht jedoch leider nicht seinem Klappentext, und den Erwartungen eines unbedarften Lesers.