Alles sehr zufällig

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eichendorff Avatar

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Der neueste Kriminalroman von Hubertus Borck, in dem wieder das Ermittlerteam Erdmann und Eloğlu vom LKA Hamburg im Mittelpunkt steht, ist aus meiner Sicht auf zu vielen Zufällen aufgebaut. Außerdem muss man sich als Leser erst an den ständigen Zeitwechsel gewöhnen:
„Hamburg vor 14 Tagen - Soltau vor 10 Jahren - Hamburg Montag - Soltau vor 10 Jahren usw“

Aber die Zufälle überwiegen bei der Beschreibung der Taten von Mecki, einer Intensivpflegerin aus dem Krankenhaus Soltau - vor 10 Jahren. Aus Mitleid entscheidet sie über Leben und Tod von Intensivpatienten. Schon zu der Zeit „ermordete“ sie eine Kollegin, die sie hinter den ungewöhnlich hohen Sterbefällen auf der Intensivstation vermutete, mit einem vor das schnell fahrende Motorrad geworfenen Blumenkohl. Ohne vorherige Übung gelingt ihr das direkt beim ersten Mal.

Als sie dann 10 Jahre später in einer Hamburger Klinik arbeitet gehen ihre „Hilfstaten“ weiter. Auch hier stirbt ein junger Familienvater nach einem Sturz mit dem Fahrrad völlig überraschend.
Seine Frau Anna vermutet, dass er ermordet wurde, weil der nach dem Sturz schwerbehinderte Patient nicht sprechen kann, sich mit seiner Frau aber über Augenzwinckern verständigt. Eine Methode, die die Eheleute entwickelt haben, um „leise“ über ihre Schwiegermutter zu sprechen.

Dann muss Mecki als beste Kraft der Station vertretungsweise in eine andere Hamburger Klinik der selben Betreibergesellschaft. Und ausgerechnet hierher kommt der Vater des jungen LKA Beamten zu einer Darmspiegelung. Diese verläuft routinemäßig, doch dann bekommt er direkt im Anschluss einen schweren Herzinfarkt und vier Bypässe müssen gesetzt werden. Auf der Intensivstation wird er natürlich von Mecki betreut.

Als Mecki merkt, dass eine Kollegin eine leere Ampulle gefunden hat, die sie zur Tötung eines anderen Patienten nicht richtig entsorgt hat, öffnet sie deren abgeschlossenen Spind mit einer Plastikkarte, um an deren Haustürschlüssel zu gelangen. Außer einem Tagebuch, dass sie zufällig in deren Wohnung findet, kann sie aber nicht die Ampulle aufspüren, von der sie vermutet, dass sich ihre Fingerabdrücke darauf befinden. Erst als sie das zweite Mal in die Wohnung geht, fischt sie die Ampulle aus der Flurlampe und vernichtet diese. Woher diese plötzliche Eingebung kommt erfährt man leider nicht.

Die Frau des verstorbenen Fahrradfahrers vermisst den Ehering ihres Mannes. Dieser wird dann aber zufällig von einem älteren Ehepaar, die mit Metalldetektoren am Elbstrand unterwegs sind, gefunden. Und natürlich ist Anna mit ihren Kindern in der Nähe und erfährt so vom Fund des Ringes und stellt sich weitere Fragen.

Insgesamt wäre die Story ganz ordentlich, wenn nicht die vielen Zufälle eine so große Rolle gespielt hätten. Nach der Lektüre des Buches bin ich eigentlich enttäuscht, weil ich mir beim Vorablesen mehr davon versprochen hatte.