Leider nur mäßig spannend

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monika85 Avatar

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Der Rowohlt Verlag hat "Die Klinik" veröffentlicht, den neuen Thriller von Hubertus Borck. Es handelt sich um den zweiten Teil der Reihe um Hauptkommissarin Franka Erdmann und ihren jungen Kollegen Alpay Eloğlu, der seit Beendigung seines Studiums beim Landeskriminalamt Hamburg arbeitet. Vielleicht ist es hilfreich, den ersten Band zu kennen. Mir fehlte das Basiswissen, da "Die Klinik" mein erster Roman der Serie ist. Trotzdem habe ich mich sofort zurechtgefunden, zumal die Fälle in sich abgeschlossen sind.
 
Der 39-jährige Malte Ostersetzer erleidet durch einen schweren Fahrradunfall schwerste Kopfverletzungen und wird ins Koma versetzt. Als der junge Familienvater auf der Intensivstation endlich aus der Bewusstlosigkeit erwacht ist, stirbt er vollkommen unerwartet. Seine Witwe Anna ist davon überzeugt, dass er eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Durch die Unterstützung eines befreundeten Rechtsanwalts erreicht sie, dass ihrem Verdacht nachgegangen wird. Die Rechtsmedizin findet heraus, dass Malte Ostersetzer durch Verabreichung eines starken Herzmedikaments getötet wurde. Handelt es sich hier um ein Versehen seitens des Personals oder um Mord?
Franka Erdmanns und Alpay Eloğlus Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig, da sie klinikintern auf eine Mauer des Schweigens stoßen. Bei Befragungen des Personals finden sie heraus, dass es in der Vergangenheit auffallend viele mysteriöse Todesfälle in der Klinik gegeben hat. 
 
Parallel zu den Ermittlungen durch Franka Erdmann und Alpay Eloğlu begleiten wir von der ersten Seite an den Mörder und blicken in seine Gefühls- und Gedankenwelt sowie seine Beweggründe für die Morde.
Die beiden Ermittler sind sympathisch und authentisch dargestellt, mehr und mehr raufen sich die Hauptkommissarin und ihr junger Assistent, der von ihr noch viel lernen kann, zusammen. Wir erleben das ungleiche Ermittler-Duo auch in privaten Situationen, z.B. wenn die kettenrauchende Franka gegen ihre Energydrink-Sucht ankämpft und Alpay sich um seinen kranken Vater sorgt.
 
Die Geschichte, die für mich mehr ein Krimi als ein Thriller ist, ist in einfacher Sprache sehr flüssig erzählt. Durch die frühe Enttarnung des Mörders fehlte es mir an Spannung, und nach der unerwarteten Wendung hatte ich sofort die richtige Vermutung. Ich mag Thriller, bei denen ich bis zur Auflösung im Dunkeln tappe - bei "Die Klinik" war das leider nicht der Fall. Wenig glaubwürdig fand ich den Vorfall mit dem Blumenkohl. Eine solche Treffsicherheit mit derart dramatischen Folgen halte ich für unmöglich.
Sehr interessant fand ich die Ausführungen zu den Themen Pflegenotstand in Deutschland und Pflegealltag, den das Klinikpersonal zu bewältigen hat.