Spielt mit der Angst

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Wenn der erste Satz zu einem Buch lautet „Dort, wo du schutzlos bist, wirst du getötet.“, „Thriller“ draufsteht und auch sonst alles auf dieses Genre hinweist, sollte man wohl einen Blick riskieren.

Nach einem Fahrradunfall stirbt der 39-jährige Familienvater Malte Obersetzer überraschend in einer Hamburger Klinik, als er sich gerade auf den Weg der Besserung zu machen schien. Seine Witwe Anna glaubt nicht an eine natürliche Todesursache, doch bis die Ergebnisse der Obduktion da sind, glaubt ihr keiner. Nun stellen sich Fragen: Fehlbehandlung oder absichtliche Tötung? Franka Erdmann und ihr Assistent Alpay Eloğlu werden mit den Ermittlungen betraut und stoßen bald auf weitere Todesfälle in der Klinik, ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …

Vorab: „Die Klinik“ ist bereits der 2. Fall für das Team Erdmann/Eloğlu. Doch da der Fall in sich geschlossen ist, kommt man auch ohne Kenntnis des Vorgängerbands klar (ja, man versteht vielleicht die eine oder andere Anspielung nicht, aber das störte nicht). Obwohl man früh weiß, was passiert, ist es eine grausame Vorstellung, auf Hilfe angewiesen zu sein und ausgerechnet dort den Tod zu finden – und so von einem an sich harmlosen Unfall aus dem Leben gerissen zu werden. Insofern bezieht die Geschichte große Teile der Spannung aus dem Spiel mit der Angst der Leser. Zudem sind die Themen natürlich ernst: an sich gute Ansätze, die sich in ihr Gegenteil verkehren, Sterbehilfe, Überforderung des Klinikpersonals, Behandlungsfehler … Die Figuren sind allesamt authentisch, angefangen bei Anna über die Ermittler bis zu Mecki. Verpackt ist das alles in einen gefälligen Schreibstil, flüssig lesbar, nicht zu simpel, erkennbar aus der Feder eines Drehbuchschreibers. Daher lief bei mir oft das Kopfkino an, wie die Geschichte in bewegten Bildern aussehen könnte. Gelungene Krimi-/Thrillerunterhaltung – 3,5 gerade noch aufgerundete Sterne.