Anders als erwartet

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buchling zamonia Avatar

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Der Titel "Die Knochenleser - Geheimnisse können begraben werden, aber Knochen können sprechen" ist äußerst unglücklich gewählt. Als Leser erwartet man einen spannenden Krimi, mit viel Forensik.

Man bekommt bei dem Buch von Jacob Ross allerdings keinen Krimi, und erst recht keine Forensik, sondern eher eine Milieustudie. Diese ist aber wirklich gut gemacht.

Man erfährt als Leser einiges über das Leben auf einer kleinen Karibikinsel, die Korruption, die Frauenfeindlichkeit, sowie die Gewalt, die den Umgang untereinander beherrscht.

Verpackt ist die Geschichte in einen Kriminalfall, den ein außergewöhnliches Ermittlerduo bearbeitet.
Chilman stellt seine eigene Ermittlergruppe zusammen, und rekrutiert dafür unter anderem Michael "Digger" Digson, der zum Forensiker ausgebildet wird.
Zusammen mit Miss Stanislaus nimmt er einen ungelösten Fall in Angriff.
Die Ermittler sind gut gezeichnet, mit Kanten und Ecken, ich finde sie sympathisch.

Der Autor versucht, den Slang der Inselsprache abzubilden. Mich persönlich hat das nicht gestört.

Was sehr schade ist: der Autor hat viele gute Themen angerissen (Korruption, Frauenfeindlichkeit, eine Liebesbeziehung, Kindesmissbrauch), führt aber leider nichts zu Ende. Für mich besteht allerdings durchaus Potenzial bei diesem Autor.