Gewöhnungsbedarf auf vielen Ebenen – was nicht schlecht sein muss!

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janina_el Avatar

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Der Protagonist Michael "Digger" Digson erzählt in der Ich-Form von seinem ungewöhnlichen Eintritt und Werdegang zum Polizisten und Ermittler in der Karibik. Die Arbeitsweisen und Handlungen der Polizei dort sind der erste gewöhnungsbedürftige Punkt für den „westlichen“ Leser, da sie bestimmt sind durch Korruption, Regelbruch, Gewalt und teils unnachvollziehbare Praktiken. Nichtsdestotrotz sind genau diese Punkte auch sehr spannend und bieten Einsicht in die Strukturen einer Kultur und eines fernen Landes, die man sonst selten erfährt. Eben ein Krimi in der Karibik mit all den dazugehörigen Grausamkeiten und Faszinationen.
Um direkt mit den nächsten Ungewöhnlichkeiten, an die sich der Leser zu gewöhnen hat, weiterzumachen: die Sprache und Wortwahl, vor allem in den Dialogen, ist sehr eigen und teils irritierend, da beispielsweise Silben oder Buchstaben ausgelassen werden. Dass man sich nur schwierig an diese Art der Darstellung von Dialekten oder Slangs gewöhnt und ich persönlich mehr als störend empfinde, mag allerdings auch an der Schwierigkeit der Übersetzung solche Stilmittel liegen. Teils ist es auch interessant und herausfordernd im positiven Sinne, im Großen und Ganzen lenkt es aber leider auch von der eigentlichen Kriminalgeschichte ab.
Diese entpuppt sich als auch sehr grausam und schlimm, was für den ein oder anderen Leser auch nicht ganz ohne sein dürfte, ohne nun zu viel zu verraten oder gar zu spoilern.
Das Buch war wirklich fesselnd, gerade weil es sich um so ein rundum besonderes und – wie gesagt – gewöhnungsbedürftiges Werk handelt. Ob es den eigenen Geschmack trifft, muss jeder für sich selbst herausfinden. Wenn man aber Lust darauf hat, etwas Neues zu entdecken, gebe ich für „Die Knochenleser“ eine klare Empfehlung! Sollte einem das Buch dann nicht gefallen, hat man ja wenigstens immer noch einen echten Hingucker im Bücherregal stehen! ;)