Halbe Sachen

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katercarlo Avatar

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Ich möchte dieses Buch am Kragen packen, schütteln und fragen: warum? Warum machst du nur halbe Sachen? Da wäre so viel Potenzial da gewesen für einen außergewöhnlichen Krimi. Aber so vieles verpufft am Ende ohne Effekt.
In „Die Knochenleser“ kommen sehr viele spannende Fassetten zusammen: eine winzige Karibikinsel als ungewöhnlicher Handlungsort, die seltene Kunst aus Knochen Personenmerkmale und die Vergangenheit herauszulesen, ein Protagonist, der an der korrupten, frauenfeindlichen Gesellschaft verzweifelt, die ihm seine Mutter geraubt hat, ein exzentrischer, manischer Chef mit noch exzentrischer, manischerer Tochter, gleich zwei Liebesdramen und jede Menge Leichen und Geheimnisse.
Das Problem: das Buch schafft all diese Fassetten, bringt aber keine wirklich zu Ende. Am Schluss bleiben haufenweise offene Fragen und die Aspekte, die abgeschlossen werden, verlieren ihre Spannung und Logik in einem verwirrenden Hin und Her. Es ist wirklich wirklich schade, dass der Autor mit so vielen guten Ideen derart halbherzig umgeht. Vor allem auch weil der Schreibstil durch seine ungewöhnlichen, aber treffende Vergleiche besonders ist und die Figuren mit ihren Ecken und Kanten perfekt für einen Krimi sind.
Nur fängt das Buch eben dauernd Sachen an und bringt sie nicht zu Ende. Das ist meiner Meinung nach einer der größten Frevel, die ein Buch begehen kann. Es sorgt dafür, dass ich am Ende enttäuscht und frustriert bin. Ich wünsche mir, dass der Autor weiterschreibt und beim nächsten Mal konsequenter und konzentrierter ist. Dass er keine halbe Sachen mehr macht und sein Buch dadurch schlechter wird, als es es verdient hat.