Widersprüchliche Gefühle

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Amerika, das Land in dem Milch und Honig fließen und aus jedem Einwandere ein reicher Mann wird. So haben sich das viele Menschen am Anfangs des 19 Jh. vorgestellt und die Fahrt über den großen Teich gewagt. Doch vor Ort ist dann doch alles anders und Hunger, Elend und Gewalt sind an der Tagesordnung. So musste es auch Familie Treynovsky mit der jüngsten Tochter Malka erfahren. Der Vater verlässt die Familie ohne ein Wort, die Mutter wird wahnsinnig über ihr Schicksal und Malka wird nach einem Unfall zum Krüppel mit aussichtsloser Zukunft. Doch Mr Dinello, dessen Pferd Malka die Hüfte und das Bein zertrümmert hat, nimmt sie aus Mitleid und Schuldgefühl in seine italienische Familie auf. Nach und nach findet Malka dort ihren Platz und wird schließlich zu Lilian Dunkel, der Eiskönigin von Amerika. Ihre Lebensgeschichte ist aber wahrlich kein Märchen sondern ist von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Mit über 70 Jahren steht sie wegen Steuerhinterziehung und anderen Skandalen vor Gericht und blickt auf ihr Leben zurück. Immer wieder wird so in den Zeitebenen hin und her gesprungen und das Puzzel ihres Lebens vor dem Hintergrund der amerikanischen Geschichte zusammengesetzt.
Es war eine zuweilen anstrengende Lektüre da Lillian so widersprüchliche Gefühle beim Leser hervorruft. Sie ist kein Gutmensch sondern eine Kämpferin und taffe Geschäftsfrau, die für ihre Ziel „über Leichen geht“. Man fragt sich ob die Umstände und ihre Lebensgeschichte sie so hart gemacht haben oder ob sie einfach grundsätzlich skrupellos ist. Mal hat man Mitleid, weil doch immer wieder ihre Verletzlichkeit und das Bedürfnis nach Liebe durchscheint, dann aber ist Lillian auch wieder unglaublich unsympathisch und verhält sich geradezu widerwärtig. Wer sich gerne mit den Hauptfiguren eines Roman identifiziert wird mit Lilian Dunkel und der Lektüre des Romans sicher so seine Probleme haben. Auch ich konnte Lillian nicht ins Herz schließen, aber meinen Respekt bekommt sich auf jeden Fall.