Mein verrücktes Berlin!

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„Mein verrücktes Berlin, dachte Carola. Wenn es dich nicht gäbe, hätte kein Mensch den Mumm und das Herz, eine Stadt wie dich zu erfinden.“
Ich habe dieses Buch so gerne gelesen und in vollen Zügen genossen. Obwohl ich bisher erst ein Buch von Charlotte Roth gelesen habe, war das Lesen dieser Geschichte wie nach Hause kommen. Von der 1. Seite an war ich sofort in den Bann dieser Geschichte gezogen.
Im Jahre 1979 kommt Georg in die Bibliothek, in der Annette Bibliothekarin ist, und er ist auf der Suche nach Fotografien von Carola Neher. Wir springen dann ins Jahr 1920, wo die Geschichte ihren Lauf nimmt und lernen Katharina Baronek-Neher sowie ihre Kinder, vor allem die Tochter Karolina Neher kennen. Karolina macht sich auf den Weg nach Baden-Baden, um Sängerin und Schauspielerin zu werden und nennt sich seitdem Carola. Ich habe so gerne den Weg und das Leben der Carola Neher verfolgt, die ich bisher gar nicht kannte. Ihre freche und unkonventionelle Art mochte ich sofort. Sie lernt zwei Männer kennen: den Dichter Klabund, ein kleines dünnes Männlein, der an einer Lungenkrankheit leidet, und Bertolt Brecht. Brecht wurde ziemlich egoistisch und herzlos dargestellt, ich weiß nicht, ob er wirklich so war, aber umso mehr war ich auf der Seite von „Fredi“ Klabund, der alles für seine Carola tat und doch immer mehr kränkelte und schwächelte.
Es ging von Baden-Baden über München schließlich ins Berlin der 20er Jahre, was für mich einer der Hauptgründe war, dieses Buch zu lesen, weil ich sehr gerne in diese Zeit reise. Ich fand es sehr interessant und spannend, die Theaterwelt aus dieser Zeit kennenzulernen, vor allem, da für mich damals in der Schule „Die Dreigroschenoper“ Pflichtlektüre war und nun in diesem Buch eine Rolle spielte. Brecht hat Carola die Rolle der Polly Peachum auf den Leib geschrieben.
Zwischendurch springen wir immer wieder kurz in die Pfalz ins Jahr 1979 zurück und erfahren dort mehr und mehr, was Annette und Georg über Carola herausfinden und wie alles miteinander zusammenhängt.
Die Autorin hat mit diesem Buch eine ganz wundervolle Romanbiografie geschrieben und Geschichtliches mit vielen Ereignissen und Begebenheiten eingebaut. Besonders hervorheben möchte ich auch wieder Charlotte Roths ganz wunderbaren Schreibstil und ihre Wortwahl, die einen durch das Buch fliegen lassen, aber auch sehr berühren. Wer sich für das schillernde Berlin der 20er Jahre und die Theaterwelt interessiert, wird von diesem Buch nicht enttäuscht werden. Von mir gibt es klare Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne!