Schauspielerin und Muse

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Das Cover zeigt ein sanft koloriertes Schwarzweißfoto von Carola Neher, das 1927 anlässlich eines Besuches im Berliner Tierpark entstanden ist. Carola sitzt dabei auf einer Parkbank und kuschelt mit einem ausgewachsenen Gepard, der stolz neben ihr auf der Bank sitzt. Bereits ein Hinweis um welche ungewöhnliche Frau es sich in diesem Buch handelt.
Der Klappentext: „Ein aufregender Roman über Carola Neher, eine der schillerndsten Schauspielerinnen der Weimarer Republik von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth. Wo sie auftritt, jubeln die Menschen der geheimnisvollen Carola Neher zu. Die Theater reißen sich um sie. Berlin liegt ihr zu Füßen in jenen letzten Jahren der Weimarer Republik. In durchfeierten Nächten verdreht sie einem berühmten Mann nach dem anderen den Kopf – doch im Herzen bleibt sie allein. Das ändert sich, als sie dem Dichter Klabund begegnet, ein Suchender und ein Getriebener wie sie selbst. Ausgerechnet sie, die begehrte femme fatale, verliebt sich in den scheuen, zurückhaltenden Dichter, der von der gleichen inneren Glut verzehrt wird wie sie selbst. Was keiner für möglich gehalten hätte, tritt ein: Sie heiratet ihn. Doch eine brave Ehefrau wird Carola nicht, denn schon bald lockt sie das wilde Leben – und die Künstler Berlins, darunter Bertold Brecht, der ihr die Chance ihres Lebens bietet …“
Zum Inhalt: Carola Neher, um 1900 in München geboren war ab den 20er Jahren als Schauspielerin unterwegs auf verschiedenen Bühnen und in verschiedenen, meist kleinen Rollen bis sie schließlich 1926 nach Berlin ging und auf Berthold Brecht traf. Mit ihm verknüpfte sich ihr Erfolg und sie verband eine Leidenschaft. Ein Bühnen- und Filmerfolg folgte auf den nächsten bis sie 1933 nach Prag floh und nach Moskau weiterreiste. Dort wurde sie 1936 verhaftet und starb 1942 in Lagerhaft. Charlotte Roht hat nun aus dem schillernden Leben dieser jungen und erfolgreichen Frau einen Roman erschaffen, von dem sie selbst in ihrem Vorwort schreibt, es sei keine Biographie, sondern ein Roman. Sie hat sich dichterische Freiheiten erlaubt, die ein Biograph nicht getan hätte, doch ist vielleicht gerade deswegen ein einfühlsamer und interessanter Roman über Carola Neher entstanden? Ein Roman der seinem Leser eine faszinierende Frau und eine schwierige Zeit gekonnt näherbringt.
Der Stil: Charlotte Roht hat diesen Roman wie ein Theaterstück in verschiedene Akte aufgeteilt, jeder Akt ein wichtiger Abschnitt in Carolas Leben. Die Geschichte wird dabei von Georg, einem Zeitzeugen der jungen Bibliothekarin Annette erzählt, die gerade dabei ist über Carola Neher zu recherchieren. Es wird schon deswegen in der 3. Person erzählt. Der Schreibstil ist flüssig, mitreißend und bildlich, so dass man als Leser gut in diese aufregende Zeit der 20er und 30er Jahre eintauchen kann und „echte“ Theaterluft schnuppern kann. Auch wenn es sich um einen Roman handelt, sind die wichtigen Fakten gut recherchiert und auch das Zeitgefühl kommt überzeugend rüber. Am Ende des Buches wartet ein ausführliches Glossar, leider kein Personenverzeichnis, aber hier kann man noch so einiges informatives nachlesen.
Mein Fazit: Eine äußerst gelungene Romanbiographie über eine faszinierende Frau, die zumindest mir völlig unbekannt war, natürlich kenn man Berthold Brecht, aber seine Muse?.

Ich danke dem Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, meine Meinung wurde davon aber nicht beeinflusst.