Schillernde Theaterwelt

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Mit diesem Buch ist Charlotte Roth ein wahres Meisterwerk gelungen. In brillanter Weise öffnet sie den Vorhang und läßt ihre Leser teilhaben an einem Theaterstück, das in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts spielt und auf dessen Darstellerliste viele auch heute noch bekannte Namen stehen. Carola Neher aber habe ich nicht gekannt. Ich bin total fasziniert von ihrer Persönlichkeit, geprägt von einer schrecklichen Kindheit und dem Wunsch, sich in ihrem weiteren Leben von nichts und niemandem von ihrem Weg abbringen zu lassen. Sie will Schauspielerin werden und dieses Vorhaben setzt sie auch über alle persönlichen Gefühle und Beziehungen.

Über Baden Baden und München gelangt sie nach Berlin. Sie lernt Bertolt Brecht kennen, der von ihr begeistert ist und der für sie ein Stück schreiben will, mit dem sie ihr ganzes Können unter Beweis stellen kann. Brecht hat viele Liebschaften, aber nur Carola Neher kann ihm Paroli bieten, ohne daß dies ihrer Beziehung schaden würde. Er nennt sie Barbara und seine Begeisterung für sie ist ungebrochen.

Eine wichtige Figur des Buches ist der Schriftsteller Alfred Henschke, genannt Klabund. Als Carola und Klabund sich kennenlernen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen, und er wird ab diesem Moment an voller Liebe und Fürsorge für sie da sein. Carola aber gibt sich voll und ganz diesem rauschhaften Theaterleben und den gesellschaftlichen Vergnügungen hin, wohl wissend, daß Klabund, der schwer krank war, an ihrem Leben nicht teilhaben kann. Ich habe Klabund bewundert für seine Fürsorge und Großherzigkeit, der niemals auch nur ein gewisses Maß an Entgegenkommen eingefordert hätte. Im Gegenteil hat er Carola immer darin bestärkt, ihren Weg zu gehen.

Bertolt Brecht ist ein schwieriger Charakter, der unbeirrt seinen Weg geht und an dem sich seine Weggefährten die Zähne ausbeißen. Anerkennung findet nur Barbara, die genau wie er nur den eigenen Weg vor Augen hat.

Geboren ist Carola Neher 1920 in Weyher bei Edenkoben in der Pfalz, wo es ein kleines Heimatmuseum gibt, in dem sich noch Dokumente aus ihrem Leben befinden, zu denen 1979 ein Besucher um Auskünfte bittet. In vielen Gesprächen zischen dem Besucher und Annette, die das kleine Museum leitet, wird das ganze Leben von Carola Neher auf eine ganz besondere Art wieder wachgerufen. Die Gespräche der beiden ziehen sich in eigenen Kapiteln durch das ganze Buch und nach und nach wird dem Leser klar, weshalb der Besucher ein solches Interesse an Carola Neher hat.

Ich hoffe, daß auch viele Leser Interesse daran haben, Carola Neher näher kennenzulernen und empfehle ihnen daher dieses Buch.

Der Autorin sei Dank für dieses wunderbare Buch. Es war ein besonderes Lesevergnügen.