Spannendes Porträt einer vergessenen Schauspielerin

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kainundabel Avatar

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Die Sucht nach Theaterspielen treibt sie aus der pfälzischen Provinz hinaus in die Städte, die ihr die Bühne dafür bieten: München, Berlin, Meißen, Breslau – und immer wieder Berlin. Mit nassforschem Selbstbewusstsein und unerschütterlichem Glauben an ihr Talent dringt sie ein in die Theaterkreise im Berlin der Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. Carola Neher, eigentlich Karoline, aber Carola ist als Künstlername passender. Von der Presse zur „Königin von Berlin“ hochstilisiert, vom Publikum und Kritikern wahlweise bejubelt oder geschmäht, wird sie die Muse des despotischen Dramatikers und Theatergottes Bertolt Brecht und Ehefrau des schmächtigen, lungenkranken Dichters Klabund. Es ist eine illustre Welt, in der sie sich bewegt, sie pfeift auf alle Konventionen und nimmt sich vom Leben, was sie von ihm haben will. Sie ist eine starke Frau, tough würde man heute sagen, scheut keine Konfrontation mit BB, schmeißt ihm die Rolle in der Dreigroschenoper vor die Füße und liebt und tanzt sich durch die vermeintlichen Goldenen Zwanziger. Carola Neher. Nie gehört?! Ihr Name ist im Gegensatz zu Marlene Dietrich, Elisabeth Bergner, Fritzi Massary in Vergessenheit geraten.
In ihrem Roman erzählt Charlotte Roth sehr frei das an Höhen und Tiefen reiche Leben der Schauspielerin und lässt ihre Leserinnen und Leser durch ihren subtilen Sprachstil intensiv daran teilnehmen. Sie weckt gekonnt Sympathien, Bewunderung, Kopfschütteln, Skepsis, Zweifel, aber immer auch Empathie für diese schillernde Persönlichkeit und ihr tragisches Ende, eingebettet in eine wohlkonstruierte Rahmenhandlung. Unbedingt lesenswert!