Sperrig, aber genial

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sabine hartmann Avatar

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Es gibt so Bücher, die sperren sich. Man fängt an zu lesen, voller Vorfreude, weil man den Klappentext kennt und die Leseprobe gelesen hat, doch dann hakt es, man kommt nicht so recht hinein.
Doch bei diesem Buch aus dem Berlin des vorigen Jahrhunderts lohnt es sich, trotzdem dran zu bleiben. Man lernt Carola Neher kennen, eine junge Frau, die Ziele hat und sich nicht davon abhalten lässt, diese auch anzustreben. Sie geht zuerst nach Baden Baden und lernt dort den Dichter Klabund kennen. Später verschlägt es sie nach Berlin, wo sie zur Muse von Bertolt Breacht wird, oder er zu ihrer? Die Beziehung scheint nicht wirklich gedeihlich für beide Seiten gewesen zu sein.
Spannend ist auch die Verknüpfung zu den Stücken von Brecht, die man größtenteils kennt. Nun ist man hautnah dabei, wenn sie entstehen, taucht mit ihnen in die Theaterwelt der Zwanziger Jahre ein.
Parallel dazu gibt es eine Geschichte, die 1979 spielt, in der Georg über Carola Neher recherchiert.
Das Buch ist selbst aufgemacht wie ein Theaterstück und lädt zur Auseinandersetzung mit den Lebensgeschichten außergewöhnlicher Menschen in einer außergewöhnlichen politischen und gesellschaftlichen Situation.
Sprachlich fällt auf, dass der Text sehr flüssig geschrieben ist, einen an die Hand nimmt und durch die Geschichte führt.
Insgesamt liegt hier eine Romanbiografie vor, die sperrige Figuren lebendig werden lässt.