Und am Ende geht es doch ans Herz

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moosi Avatar

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Karoline Neher weiß, dass für ihr Leben nur eine Karriere als erfolgreiche Schauspielerin in Frage kommt. Diesen Weg stellt sie für sich nicht in Frage und verlässt München lediglich mit ihrem Mantel und ein paar Mark in der Tasche Hals über Kopf. Doch sie schafft es nicht gleich in den Ort ihrer Träume: Berlin. Und auch die ersten Engagements lassen auf sich warten. Doch Karolines Glaube an sich selbst sowie die Bekanntschaft zu Bertholt Brecht scheinen auf Kurz oder Lang alles möglich zu machen.

Zugegebenermaßen hat es zu Beginn des Romans einen Moment gedauert, eh ich mit der wilden, von ihrem Traum, Schauspielerin zu werden, maßlos überzeugten Karoline warm wurde. Gerade die Anfangszeit in Baden-Baden erschien mir doch sehr naiv. Doch dies änderte sich: Ich liebe das von der Autorin beschriebene Berlin der 1920er-Jahre und auch Carola Neher wird für mich immer authentischer. Gerade die Liebe zu ihrem Fredi ging ans Herz und am Ende hatte ich es ziemlich schwer, mich von Carolas Geschichte zu verabschieden. Carolas Beziehung zu Bertholt Brecht ist etwas sonderbar einzigartiges, das dem Buch einen besonderen Reiz gibt, einen aber auch irgendwie verwundert zurücklässt.

Den Aufbau betreffend fand ich es sehr schön, dass Carolas/Karolines Geschichte eingebettet ist in die Nachforschung eines Mannes namens Georg über ihre Person Ende der 1970er-Jahre. Dieser trifft im Wohnort - Weyher bei Edenkoben - von Carolas geliebtem Onkel, einem scheinbar gottverlassenen Ort, auf die junge Annette, die ihr Dasein in der Bibliothek des Dorfes fristet. Jahrzehnte nach Carolas Leben auf der Überholspur hat diese noch einen Einfluss auf Annettes vorgegebenes und scheinbar hoffnungsloses Leben. Auch dies geht ans Herz!

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für die Erzählung über ein einzigartiges Leben im Berlin der 1920er-Jahre und über die Beziehungen einer Frau, die sich nicht sicher ist, ob überhaupt ein zu lieben fähiges Herz in ihrer Brust schlägt. Die Liebe zu Schauspiel und Theater ist dabei jedoch unanfechtbar.