Spannende Geschichte der Büste der Nofretete

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larifunkel Avatar

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Nofretete – den Namen kennt sicher jeder. Und viele haben bestimmt schon der berühmten Büste die im Neuen Museum in Berlin steht einen Besuch abgestattet und sich von ihrer Schönheit verzaubern lassen.
Doch worin liegt ihre Faszination eigentlich begründet ?
Wie entstand der große Hype um die Königin vom Nil ?
Was ist ihre Geschichte und wie lässt sie sich im historischen Kontext einordnen?
Wie und von wem wurde sie gefunden und war ihre Verbringung nach Deutschland überhaupt rechtmäßig?
Diese und viele weitere Punkte behandelt Sebastian Conrad in seinem neusten Buch das pünktlich zum 100 jährigen Jubiläum der ersten Präsentation der Nofretete Büste in einem deutschen Museum erschienen ist.

Gefunden wurde die Büste im Jahre 1913 von Muhammad Ahmad al-Sanusi bei einer von dem Deutschen Ludwig Borchardt geleiteten Ausgrabung in Amarna. Und an diesem Zeitpunkt setzt das Buch auch an. Sehr kritisch nimmt der Autor hier die Fundteilung unter die Lupe, gerade im Kontext des damals noch herrschenden Imperialismus, und zeigt die Probleme auf die viele Menschen immer noch damit haben dass die Hälfte der Funde an das Land gegangen sind das die Ausgrabung finanziert hat. Gut fand ich hier dass keine Wertung vorgenommen wurde sondern nur Argumente aufgezählt werden. Das regt den Leser zum Nachdenken an.
Nachdem die Büste dann 11 Jahre verborgen gehalten wurde wird sie 1924 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und tritt ihren Siegeszug an. Sebastian Conrad beschreibt, nach einem Exkurs ins über die Geschichte Echnatons, Nofretetes und den von ihnen eingeführten Monotheismus, wie sich der große Erfolg der Königinnenbüste erklärt, was alles in sie hineininterpretiert werden konnte und warum sie so sehr den Nerv der Zeit traf.

Weiter wird die weltweite Wirkung der Königin beleuchtet die sich als Projektionsfläche für alle möglichen Moden und Strömungen benutzen lässt. Es wird aufgezeigt wie einzelne Länder und Kulturen Nofretete wahrnehmen und warum sich so viele Künstler mit ihr verbunden fühlen. Der Autor erzählt all dies in einer wunderbar anschaulichen Sprache so dass sich alles spannend lesen lässt und man zu keiner Zeit das Gefühl hat in einem trockenen Sachtext gefangen zu sein.
Die Gliederung des Buches fand ich sehr gelungen. Man verfolgt quasi Nofretetes Weg von ihrer Entdeckung über ihre Globalisierung bis hin zu der Frage was die Zukunft für sie bringen mag und sollte. Am Ende legt man das Buch dann zur Seite und ist um einiges schlauer als zu Beginn der Lektüre.

Die Schreibweise von Sebastian Conrad ist sehr flüssig und die Beschreibungen sind sehr anschaulich so dass man sich gut in die jeweils beschriebenen Themen hineinversetzen kann und es zu keiner Zeit langweilig wird sich mit dem Thema zu befassen.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und ich habe einen wesentlich besseren und differenzierteren Zugang zu Nofretete und ihrer internationalen Geschichte gefunden.