Kriegerinnen

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gkw Avatar

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Das sind ungewöhnliche Frauen, die uns Helene Bukowski hier vorstellt. Beide stark und auch schwach zugleich.
Lisbeth hat seit ihrer Kindheit Hautprobleme, ständig kratzt sie sich die Haut blutig und es gibt nur wenige Menschen, zu denen ihr Nähe möglich ist. Sie hat diffuse Ängste und wirkt verletzbar, aber sie kann auch aggressiv und zerstörerisch sein. Ihr Kind verlässt sie offenbar ohne Probleme und bereut es auch nicht.
Die Kriegerin (deren wirklichen Namen wir erst spät erfahren) wuchs bei ihrer Großmutter auf und hat schon von dieser gelernt, wie wichtig es ist, Waffen zu beherrschen und sich verteidigen zu können. Sie wirkt stark und selbstbewusst, aber dies ist natürlich auch eine Mauer, eine Schranke, aufgebaut, um sich zu schützen.
Sie ist bei der Bundeswehr geblieben und inzwischen ständig bei Auslandseinsätzen, vornehmlich Afghanistan. Sie braucht die Ausnahmesituation, um etwas zu spüren..
Beide können und wollen nicht reden über die Dinge, die sie beschäftigen und doch haben sie eine Nähe zueinander, eine Verbundenheit.

Erst nach und erschließt sich die Vergangenheit der beiden in Rückblenden. Helene Bukowski hat nicht chronologisch geschrieben, sondern springt zwischen den Zeiten. Wir begleiten die Frauen über einen Zeitraum von sechs Jahren, in denen sie sich in größeren Abständen sehen. Während dieser Zeit wird die eine stärker, die andere schwächer. Ich mag solche Charaktere, beide sind aus dem Tritt geraten, waren es vielleicht schon immer. Und doch fühlen sie noch etwas in sich, spüren eine verborgene Sehnsucht.

Die Geschichte ist klar erzählt und dennoch sensibel genug, um den Leser die Einsamkeit und die Verletzungen der Frauen spüren zu lassen. Schon Lisbeths Hauterkrankung ist ja gut ausgewählt und sagt viel aus. Die Haut ist da, um den Menschen zu schützen und bei Lisbeth ist dieser Schutz ständig kaputt und zerstört.
Von traumatisierten Soldaten hat man schon oft gelesen, von traumatisieren Soldatinnen eher nicht und so gibt das Buch eine Sicht darauf, was solche Einsätze mit den Soldaten/Soldatinnen machen können. Aber es wird nicht nur die Extremsituation beleuchtet, das Buch zeigt auch, wie grundlegende Erfahrungen von Frauen in der männerdominierten Welt der Bundeswehr sein können.

Ein gut geschriebenes Buch über Freundschaft und Verletzungen und über den Kampf, denn Kriegerinnen sind sie beide, sie sind im Krieg mit sich und der Welt.