Lohnenswert

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DIE KRIEGERIN

"Ich habe das Gefühl, dass mir das Licht abhanden gekommen ist." (S. 98). Mit "Die Kriegerin" gelingt Helene Bukowski ein starkes Buch über zwei Frauen, die Stück für Stück ihre Mauern einreißen.

I N H A L T:
Lisbeth und die Kriegerin absolvieren gemeinsam die Ausbildung bei der Bundeswehr. Frauen bei der Bundeswehr sind zu dieser Zeit noch eine Ausnahme, doch ihre atypische Entscheidung sorgt dafür, dass sie ihren Körper stärken und ihre Emotionen verschließen. Doch Lisbeth ist nicht so stark wie sie sich gibt: ihre Haut reagiert auf Gefühle und Menschen. Um sich selbst zu schützen, distanziert sie sich immer stärker von den Menschen die sie liebt.

M E I N U N G:
Bukowski schreibt mit einer unglaublichen Wucht und Emotionen. Von schriller Wut hin bis zu leisen Tönen. Lisbeth wirkt unglaublich zerbrechlich und hilfslos. Als Leser:in ist es spannend ihren Lebensweg zu begleiten, in ihre Vergangenheit zu sehen und zu erforschen, warum sich Lisbeth so sehr in ihr Schneckenhaus zurückzieht. Dabei ist es nicht immer leicht alle Entscheidungen nachzuvollziehen. Doch mit jeder Seite wirkt ihr Verhalten nachvollziehbarer. Vor allem die frische Meerluft der Ostsee lassen Lisbeth innehalten, zur Ruhe kommen und an ihr Leben reflektieren. Einzelne Lebensabschnitte blitzen nacheinander auf. Die Kriegerin scheint nicht recht in die moderne Welt zu passen. Sie wirkt stark, unzähmbar und teils kalt. Ihre Zeit bei der Bundeswehr hat sie rau und verschlossen werden lassen. Die gemeinsamen Begegnungen sorgen dafür, dass Lisbeth und die Kriegerin ihre Schutzschilder langsam öffnen. Beide Frauen wirken auf den ersten Blick als gescheitert. Der Blick hinter die Fassade, das Aufarbeiten der Vergangenheit und das andere Frauenbild sind hervorragend konstruiert.


Bukowskis "Die Kriegerin" muss man lesen! Es ist ein Abenteuer in eine andere Gefühls- und Lebenswelt, die sich lohnt.