Vernichtend und hochaktuell

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„Als die Kriegerin später aus der Dusche kam und rot und dampfend vor Lisbeth stand, sagte sie: ‚Mein Körper ist wund vom Hass. Ich habe das Gefühl, dass mir das Licht abhandengekommen ist.‘“

Einst waren sie zusammen bei der Bundeswehr. Jetzt ist die eine Floristin und verlässt fluchtartig Mann und Kind, während die andere in Afghanistan tötet. Es ist eine Geschichte über Gewalt, Geschlechterrollen, Trauma und Rache, die fesselt und berührt. Mit großer erzählerischer Eleganz und bildstarken Formulierungen macht Helene Bukowski zwei ungewöhnliche Frauen zu den Heldinnen in ihrem aktuellen Roman „Die Kriegerin“ und schildert eindringlich die Geschichte ihrer berührenden Freundschaft.

An der Ostsee, gewissermaßen auf neutralem Boden, treffen sich die Freundinnen nach langjähriger Funkstille wieder. Hier waren die Frauen bereits in ihrer Jugend glücklich – damals noch unabhängig voneinander. Jetzt wollen sie es wieder sein, ihre Schutzpanzer ablegen, sich selbst genügen, gemeinsam heilen. Warum sie sich zugleich nah und fern sind, was sie trennt und verbindet, ist ein Geheimnis, das sich die Lesenden langsam erschließen müssen und das doch erst gegen Ende dieses so geschickt konstruierten Romans gelüftet wird. Bis dahin wird der Spannungsbogen gehalten, durch Flashbacks und Briefe peu à peu straffer gezurrt. Beinahe dauert es zu lange diese Vergangenheit aufzudröseln, anzudeuten, Fragen aufzuwerfen, aber immer schafft es Bukowski die Fäden wieder zusammenzuknüpfen. So entsteht ein roter Faden aus Motiven um Blumen und Schutz, der die zwanghaften Handlungen der Protagonistinnen auffädelt und zeitlich einordnet in ein Davor und Danach.

Wer jetzt den Eindruck hat, dass ich hier etwas um den heißen Brei rede, muss verstehen, dass „Die Kriegerin“ ein Roman ist, der in Gänze erschlossen werden muss. Im besten Fall sind Lesende nicht darauf vorbereitet, denn nur dann kann dieses umwerfende Stück Literatur seine Kraft in Gänze entfalten – eine große Kraft, wie der Schlag einer Panzerfaust: vernichtend und hochaktuell! Leseempfehlung!