Einfach mal umdenken

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marialein Avatar

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Das Versprechen erscheint geradezu suspekt – Für Probleme mit dem Job, der Beziehung, den Kindern, den eigenen schlechten Angewohnheiten und all die anderen alltäglichen Schwierigkeiten soll es eine ganz einfache Lösung geben? Ohne sämtliche Umstände zu kennen, zu analysieren und einen komplexen Lösungsplan zu erarbeiten? Es ist verständlich, wenn viele da erst einmal skeptisch sind. Aber tatsächlich gelingt es Christian Ankowitsch, nicht nur verschiedene Lösungsansätze darzustellen, sondern auch anhand von Fallbeispielen, Gedankenexperimenten und natürlich handfesten Forschungsergebnissen und –erkenntnissen aus der Psychologie, Neurologie und anderen Bereichen zu begründen.

So besteht zum Beispiel ein erst einmal schwer zu akzeptierender, aber letztlich einleuchtender Vorschlag darin, das Problem zu ignorieren. Ja, auch das kann eine Lösung sein. Und durchaus sinnvoll, wenn man sich einmal anschaut, woher die Probleme eigentlich kommen und wie wir – meist ungewollt und unbewusst – daran arbeiten, sie am Leben zu erhalten.

Ein weiterer auf den ersten Blick schwer nachvollziehbarer Tipp lautet, den Kontext seines Problems einfach zu ändern – also beispielsweise auf der anderen Bettseite zu schlafen, wenn man mit den Zähnen knirscht. Beeindruckend, dass so etwas tatsächlich funktioniert – aber gar nicht so weit hergeholt, wenn man sich mit den Hintergründen beschäftigt.

Ein anderer Punkt, der mich sehr erstaunt hat, ist die Macht, die sprachliche Bilder im Umgang mit Problemen entfalten können. Auch dies schildert der Autor sehr eindrucksvoll und gibt konkrete Ratschläge, welche Bilder und sogar welche einzelnen Wörter unser Leben verbessern können.

Christian Ankowitsch gelingt es mit seinem kleinen Ratgeber, diese ungewöhnlichen Lösungsansätze unterhaltsam und lustig, aber durchweg seriös herüberzubringen und den Leser mehr und mehr für seine Philosophie zu gewinnen. Das alles geht allerdings nicht ohne die Bereitschaft zum Umdenken – denn wer fest davon überzeugt ist, dass Ursache und Wirkung untrennbar aneinandergekoppelt sind und Probleme somit nicht ohne Kenntnis über deren Entstehung gelöst werden können, wird beim Lesen vermutlich die meiste Zeit mit dem Kopf schütteln. Dennoch finden sich über die verschiedenen Kapitel auch immer wieder Tipps, die auch dann hilfreich sein können, wenn man nicht an die „Zauberkraft“ von einfachen Lösungen glaubt. Sei es, wie man am besten sein Kind nennen sollte oder welche Hintergrundgeräusche beim kreativen Arbeiten am besten unterstützen – „Die Kunst, einfache Lösungen zu finden“ bringt auf jeden Fall einen Mehrwert für den Leser.

Mich jedenfalls hat der Autor überzeugt und, ganz abgesehen davon, gut unterhalten. Wie ich meine eigenen Probleme nach dem Gelesenen nun konkret löse, weiß ich noch nicht genau. Zahlreiche Ideen habe ich jetzt auf jeden Fall. Und nicht zuletzt liefert das Buch eine ganz wichtige Erkenntnis – wie sinnvoll es sein kann, einfach mal umzudenken.