Unterhaltsamer viktorianischer Roman

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isar13 Avatar

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Viktorianisches England 1866 -
posthum, bekommt die junge Kuratorin Eleanor Sheffield vom verstorbenen Lord Lydney ein schwieriges Vermächtnis. Als Treuhänderin soll sie entscheiden, ob seine wertvolle Sammlung seinem Sohn Harry übergeben oder dem Museum in South Kensington gestiftet werden soll. Für die Firma "Sheffield Brothers" ihrer Familie, wäre das Prestige der Stiftung von großem Wert und weiß Harry überhaupt die Sammlung zu schätzen, oder wird gar die Schätze verkaufen? Eine schwerwiegende Entscheidung steht Ellie bevor, ihr Herz spricht zwar für Harry, doch ist ihm zu trauen und ist er es wirklich wert, da er sie gerade so enttäuscht hat?


Die Handlung des Romans "Die Kunstschätzerin" von Autorin Sandra Byrd, spielt zur Zeit der viktorianischen Epoche in England. Betrachtet werde die Aspekte der historischen Sammelwut des britischen Adels, durch die Brille der reizenden Protagonistin Ellie, eine glänzende Idee der Autorin. Die Verantwortung der „Echtheitsprüfung“ des neuen Lords, ist sicherlich ungewöhnlich, aber der Einstieg in die Handlung.
Man ahnt anfangs schon, wohin die Reise geht, doch bis dahin erlebt Eleanor so einiges an Höhen und Tiefen; muss sich sogar gegen übele Machenschaften zur Wehr setzen!
Der Roman beleuchtet dabei recht intensiv die Rolle der Frauen, die Abhängigkeit von den Männern in der damaligen viktorianischen Zeit, mit kaum Recht auf Einmischung und Selbstbestimmung, jedoch für die Konsequenzen allen Handelns mussten sie dann geradestehen.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, aber nicht ganz so fesselnd, wie ich es mir gewünscht hätte. Nach anfänglichen Längen beginnt der Roman sich dann aber gut zu entwickeln und steigert sich sogar auf ein spannungsvolles finales Ende hin.
Die Themen im Buch haben mich wirklich sehr interessiert, Kunstschätzung, aber auch gerade die Rolle, sowie Bedeutung von Antiquitäten und Kunst in dieser Epoche sind gut dargestellt. Bislang wusste ich nicht sehr viel darüber, es überraschte mich, dass gerade Venedig unter Napoleons Regime regelrecht ausgeplündert wurde. Es werden auch historische Persönlichkeiten in die Handlung integriert, was immer eine spannende Angelegenheit ist und ich persönlich in einem historischen Roman besonders gerne mag. Insgesamt wirkt der geschichtliche Hintergrund hervorragend recherchiert.
In einem aufschlussreichen Nachwort erklärt die Autorin noch ihre Motivation zum Buch, veranschaulicht die Zeit und die dazugehörigen politischen und historischen Hintergründe.
Das Cover ist recht nett anzusehen, mit einer Dame, der Zeit entsprechend gekleidet, dazu auf der Rückseite ein goldener Rahmen mit Inhaltsvermerk.

Mein Fazit:
Bis auf ein paar kleine Längen ein wirklich solider historischer Roman, der mich gut unterhalten und mir wieder viele neue Erkenntnisse gebracht hat. Sogar für Liebhaber viktorianischer Romanzen geeignet, denn auch die Liebe kommt nicht zu kurz;).