Die Reise durch die Zeit

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Félix J. Palma erzählt in diesem Roman drei verschiedene Geschichten – Ausschnitte aus dem Leben dreier Protagonisten, die allesamt eng mit dem Thema „Zeitreise“ verbunden sind. Die drei Erzählstränge erscheinen zunächst unabhängig voneinander, doch mit dem Verlauf der Erzählung tritt immer stärker zutage, dass es einen großen gemeinsamen Nenner gibt: die Person des Schriftstellers H. G. Wells. Der erste Teil der Geschichte befasst sich mit der unglücklichen Liebe des Andrew Harrington zu einer irischen Prostituierten, die durch die Hand Jack the Rippers auf grausame Weise den Tod findet und ihn damit in tiefste Verzweiflung stürzt, bis an den Rand des Selbstmords treibt. Der zweite Part erzählt von der Bewunderung der wohlbehüteten jungen Dame der Gesellschaft namens Claire Haggerty für den Helden der Zukunft des Jahres 2000, Hauptmann Shackleton. Den Abschluss bildet die eingeleitete Fahndung nach Hauptmann Shackleton durch Scotland-Yard-Inspektor Colin Garrett, die Turbulenzen, aber auch ein Zusammenführen der verschiedenen Handlungsstränge zur Folge hat. Der Autor wartet auch mit einigen überraschenden Wendungen auf und schafft es so, den Leser immer wieder aufs Neue mit der Vielfalt seiner Ideen zu erstaunen.


Stil und Sprache
Palma ist es gleich beim Einstieg in seine Geschichte gelungen, mich als Leser vollständig in seinen Bann zu ziehen. Es handelt sich hierbei zwar um einen historischen Roman, der meines Erachtens zusätzliche Genres in sich vereint, jedoch kann man weder die Kriminalgeschichte um das Rätsel Jack the Rippers noch das große Geheimnis um die Frage der Zeitreisen (Science Fiction) als fesselnd oder von höchster Spannung bezeichnen. Vielmehr brilliert der Autor mit einem Sprachstil auf hohem Niveau und lässt sich dabei ausreichend Zeit, seine Geschichte zu erzählen. Wenn man bereit ist, sich auf seine wunderschöne Sprache einzulassen und keinen Spannungs- oder Unterhaltungsroman der klassischen Art erwartet, wird man tief in diese phantastische Geschichte eintauchen, die kunstvolle Aneinanderreihung von Wörtern und Satzgefügen in vollen Zügen genießen und nach der letzten Seite in der Gewissheit, höchsten Lesegenuss erlebt zu haben, wieder auftauchen.


Figuren
Der Autor bedient sich vieler Protagonisten, die durchaus glaubwürdig und gut gezeichnet sind und schenkt dabei auch den Nebenfiguren ausreichend Beachtung. Die Tatsache, dass der Roman im viktorianischen London spielt, vermittelt dem Leser tiefe Einblicke nicht nur in das gesellschaftliche Leben, sondern auch in die Wertvorstellungen dieser Epoche.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit aussagekräftigem Cover – einer Uhr, deren Mittelpunkt der Buchtitel „Die Landkarte der Zeit“ bildet. Der Klappentext auf der Rückseite ist viel versprechend und das im Nebel liegende London im Hintergrund gibt der Optik einen mystischen Anstrich.

Fazit
Ein großartiger Roman, der durch die wunderschöne Sprache und das hohe Niveau des Autors höchsten Lesegenuss verspricht … und dies auch einhält. Ich kann „Die Landkarte der Zeit“ uneingeschränkt jedem empfehlen, der Wert auf einen gehobenen Lesestil legt und bereit ist, sich auf die komplexen Gedankenspiele um die Thematik der Zeitreisen und dessen Paradoxa einzulassen.