Eine wunderbare Familien-und Inselchronik über 95 Jahre

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goch9 Avatar

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Die Geschichte beginnt mit der sagenhaften Geburt von Zwillingen zweier verschieden Mütter.

Amedeo, das Findelkind aus Florenz, geht einen beschwerlichen, aber erfolgreichen Weg, als Ziehsohn des florentinischen Arztes Esposito, zum Medico condotto auf der abgelegenen Insel Castellamare.
Nachdem er während des 1. Weltkrieges in die Schützengräben gerufen wurde, kehrt er auf die Insel zurück und erliegt dem Charme der Contessa Carmela, der Frau des Monte d’Isantu, entscheidet sich aber Pina, die Schulmeisterin, zu heiraten. Erst in der Nacht vor seiner Eheschließung schafft er es, sich endgültig von Carmela zu trennen, was zur Folge hat, dass es gleichzeitig zur Geburt seines ehelichen Sohnes Tullio und seines außerehelichen Sohnes Andrea, des zukünftigen Conte, kommt. Der Conte d’Isantu behauptete entgegen der Gerüchte auf der Insel, dass er der Vater von Andrea sei, aber die Gerüchte verstummten nicht. Kurzerhand wurde Amedeo als Medico condotto abgesetzt und musste seinen Lebensunterhalt anderweitig bestreiten.

Amedeo, der als Geschichtensammler aufgewachsen ist, sammelte kurzerhand seine Geschichten in der Bar„Haus am Rande der Nacht“, die er und seine Frau Pina fortan betreiben sollten. Die Beiden bekamen noch zwei Söhne und eine Tochter. Amedeo sammelte alle Geschichten der Insel und ihrer Bewohner und alle Geschichten, die die Bewohner aus der Vergangenheit kannten und schrieb sie fein säuberlich in sein rotes Buch.
Über 95 Jahre begleiten wir die Familie Esposito und die Geschehnisse auf der Insel, aber Maria-Grazia, Amedeos Tochter, wird später im Jahre 2009 bedauernd feststellen, dass nach Amedeos Tod leider kein Inselbewohner die Geschichten fortgeschrieben hat.

Für mich als Leser war es wunderbar mit dieser Familien-und Insel Chronik den Werdegang einer kleinen, abgelegenen italienischen Insel so beobachten. Die Welt außerhalb dieses kleinen Inselkosmos führte zwei Weltkriege, entwickelte technische Errungenschaften, erlebte den wirtschaftlichen Aufschwung und auch den Börsen-und Bankencrash. Die Insel erlebte die Auswirkungen diese Ereignisse meist nur am Rande. Und doch haben diese Auswirkungen vieles an dieser Insel und ihren Bewohnern verändert. Die Charaktere, insbesondere die Familie Esposito, wurden beeindruckend klar gezeichnet. Das enggewobene Beziehungsgeflecht der Inselbewohner wäre mit einem Personenverzeichnis zu Beginn des Buches oder Ende sicherlich leichter zu entschlüsseln gewesen. Abschließend kann ich sagen, ich wäre noch gerne einige 100 Seiten länger auf der Insel geblieben, im Schoße der Familie Esposito.