Menschen auf einer kleine Insel

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raschke64 Avatar

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Amedeo Esposito ist ein findelkind, wird von einem Arzt aufgezogen und ausgebildet und wird selbst Arzt. Anfang des 20. Jahrhunderts findet er keine Arbeit auf dem italienischen Festland. So nimmt er eine Bewerbung an und landet auf Castellamare, einer kleinen Insel vor Sizilien. Die beherrscht noch ein Conte und einen Arzt gab es bis daher nie. Amedeo wird schnell heimisch und heiratet Pina. Allerdings hat er auch ein Verhältnis mit der Frau des Conte und als in der gleichen Nacht sowohl diese wie auch Pina ein Kind bekommen, ist der Skandal groß. Amedeo darf nicht mehr als Arzt arbeiten, der kauft ein altes Haus und eröffnet eine Bar. Bis ins Jahr 2009 verfolgt das Buch die Geschichte der Insel und der Menschen, der Bar und speziell der Familie Esposito.

Mir hat das Buch gut gefallen. Die ersten 100 Seiten habe ich in einem Stück gelesen. Dann ging es eine Weile etwas zäher vorwärts, um danach wieder sehr gut lesbar zu werden. Der Stil ist direkt und man kann sich sofort diese heiße kleine Insel vorstellen, den Klatsch und Tratsch der lebenden Menschen, aber auch die Hilfe untereinander. Der Autorin ist es gut gelungen, anhand dieser kleinen Gemeinschaft und der wenigen Menschen zu beschreiben, wie vielfältig die Veränderungen in knapp 100 Jahren waren. Von einer rückständigen bettelarmen Insel, die fast noch im Mittelalter verharrte, zu einem modernen Ort, der nicht mehr abseits der Welt ist, sondern durch moderne Technik, aber auch Bankenkrise an allen teilnimmt. Trotzdem behalten sich die Menschen ihre Eigenheiten und ihr Gemeinschaftsgefühl bei. Es ist ein Familienroman, aber auch ein Roman über ein Jahrhundert.