Eine Reise von Russland nach Deutschland

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fleißbienchen Avatar

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Der 43-jährige Konstantin Stein plant ein Drehbuch, angelehnt an das Leben eines serbischen Tennisspielers, zu schreiben. Seine Mutter, Maria, findet, er sollte sich lieber der Geschichte seiner Familie widmen. Nach und nach merkt Konstantin, dass seine Mutter Recht haben könnte. Er stattet seinen Tanten, Cousins und anderen Verwandet Besuche ab, um mehr über das Leben seiner Großmutter Elena Silber, der Tochter eines sowjetischen Nationalhelden, zu erfahren.
Die Handlung beginnt in Gorbatow, Elenas Geburtsort. Es folgen abwechselnd Kapitel aus Konstantins Sicht, die im Jahr 2017 spielen, und der Sicht seiner Großmutter, die im Laufe des Buches immer älter wird.

Zu Beginn des Buches gibt es eine Landkarte mit allen Handlungsorten und eine Liste der Hauptpersonen. Am Ende ist ein ausführlicher Stammbaum der Familie Silber zu finden.
Dadurch konnte ich mich von Anfang an gut in die Familiengeschichte einlesen und notfalls nachschauen.

Die Familiengeschichte der Silbers ist sehr interessant und unkonventionell. Elena verbindet die Schicksale aller Personen im Buch miteinander. So führt sie, passend zum Titel, sozusagen mehrere Leben durch die Menschen, die ihr begegnen.
In der ersten Hälfte des Buches sind einige Fragen in meinem Kopf aufgetaucht, die jedoch fast alle im Laufe der Geschichte beantwortet wurden.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass ich nicht wirklich vorhersehen konnte, wohin Elenas Schicksal sie führen wird, wie das bei so manch anderer Familiensaga der Fall ist. Jedoch ist das Buch stellenweise etwas langatmig, da u.a. einige Ereignisse mehrfach beschrieben werden.

Der Schreibstil von Alexander Osang ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Auch konnte ich mich mit den meisten Personen gut identifizieren oder zumindest ihr Verhalten nachvollziehen. Bei Elena fiel mir das jedoch schwer.
Sie ist ein zwiegespaltener Charakter, der ständig zwischen seiner Identität als Russin und als Deutsch schwankt. Außerdem scheint sie sich manchmal gar nicht für das Wohlergehen ihrer Töchter zu interessieren. Sie tischt ihrem Umfeld und oft auch sich selbst Lügen über ihr Leben und das ihres Mannes auf.

Im Großen und Ganzen ist "Die Leben der Elena Silber" ein gelungener Roman, der das Leben von Elena als ständige Flucht (vor sich selbst?) darstellt.

Ich würde dieses Buch an alle, die sich für historische Romane, Familiengeschichten oder Erzählungen über Russland interessieren, weiterempfehlen.
Wer hingegen Spannung pur braucht, sollte seine Finger von diesem Buch lassen.