Interessant, aber auch verworren, und es zieht sich

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lilli333 Avatar

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Inhalt:
Russland, 1905. Der Vater der zweijährigen Jelena wird von zaristischen Häschern ermordet. Die Mutter muss mit ihren beiden Kindern fliehen und findet Zuflucht bei einem Kameraden ihres Mannes, den sie schließlich auch heiratet. Doch er ist Jelena kein guter Vater. So ist es kein Wunder, dass das Mädchen sich bald von der Familie abwendet und durch Robert F. Silber schließlich nach Deutschland kommt. Doch auch hier ist ihr Leben nicht glücklich.

Berlin, 2017. Konstantin, Jelenas Enkel, seines Zeichens Filmemacher, „findet sein Thema nicht“. Daher versucht er es mit der geheimnisvollen Geschichte seiner Familie, sucht verschiedene Verwandte auf und reist sogar nach Russland, um herauszufinden, wie das alles damals wirklich war.

Meine Meinung:
Die Beschreibung dieses Romans klang in meinen Ohren sehr interessant: Familiengeschichte, Russland - Deutschland, Geheimnisse. Es begann auch recht fesselnd mit dem Mord an Viktor Krasnow, Jelenas Vater. Doch schnell verlor ich das große Interesse an der Erzählung, die sich als relativ zäh erwies.

Die Perspektive wechselt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Jelena und Konstantin, die mir beide anfangs noch sehr sympathisch waren und tatkräftig erschienen, sich aber immer mehr als kalt bzw. langweilig erwiesen und sich in ihrer Opferrolle durchs Leben treiben ließen. Das kann für die Leserschaft ganz schön deprimierend sein.

Hinzu kommen unzählige Wiederholungen, mal aus der einen, dann aus der anderen Sicht, mal in der einen Zeit, dann in der anderen oder auch einfach nur so.

Positiv anzumerken sind die Tabellen der wichtigsten Männer und Frauen der Familie vorne im Buch sowie ein Stammbaum hinten. Beides habe ich gerne zu Rate gezogen, wenn ich mich mal wieder in den Wirren des Romans verlor.

Einige Aspekte haben mir im Endeffekt gut gefallen, aber einen Nutzen habe ich aus der Lektüre nicht gezogen. Vielleicht hat Alexander Osang diesen Roman eher für sich selbst geschrieben, um seine eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten?