Die Geschichte der berühmt-berüchtigten Familie Borgia

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evelynm Avatar

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Italien in den Jahren 1502 – 1503

Die Familie Borgia unter Papst Alexander VI weitet ihre Macht durch Intrigen, Krieg und Heirat über ganz Italien aus. Cesare Borgia zieht als großer, brutalter Kriegsherr von einer Provinz zur nächsten, während Lucrezia zum dritten Mal verheiratet wird. Sie wird mit dem Herzog Alfonso d’Este nach Ferrara vermählt, wo sie ein geiziger Schwiegervater und eine neidische Schwägerin erwarten. Zudem ist ihr neuer Ehemann mit dem Bau von Kanonen beschäftigt und hat wenig für die Bedürfnisse seiner zweiten Ehefrau übrig. Was als Siegeszug der faszinierenden und geheimnisvollen Papsttochter Lucrezia quer durch Italien beginnt, endet in einem dramatischen Kampf auf Leben und Tod. Ihr Leben ist voller Pflichterfüllung und es bleibt nur wenig Platz für Lebensfreude und Liebe. Dennoch versteht Lucrezia sich darauf, ihr Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu genießen: sie tanzt wie keine zweite und holt die Kunst an ihren Hof. Inzwischen thront ihr Vater als Papst in Rom fest über den Kardinälen und den italienischen Geistlichen und ihr Bruder vergrößert den Einfluss der Borgias durch geniale Kriegsführung.

Die geschichtlichen Hintergründe zum Aufstieg und der Machtausweitung der Familie Borgia haben mich fasziniert und nicht mehr los gelassen. Wie machtgierig und grausam diese spanische Familie sich durch Italien gekämpft und ihren Einfluss und ihre Macht ausgebaut haben, ist nicht immer leicht zu ertragen. Dabei sind die Geschwister Cesare und Lucrezia so verschieden und trotzdem in unverbrüchlicher Liebe miteinander verbunden. Dieser historische Roman ließ mich allein schon durch den Titel und den Klappentext hoffen, mehr über Lucrezia Borgia – deren Leben und „Leiden“ – zu erfahren. Letztlich wurde meine Erwartung enttäuscht, denn neben ihrem Vater – dem Papst Alexander VI – und ihrem Bruder Cesare, dem brutalen Kriegstreiber und Eroberer, bleibt Lucrezia zurück. Diese beiden Männer nehmen sehr viel Raum in der Geschichte ein. Dabei sind ihre Charaktere und ihre Entscheidungen durchaus interessant und ziehen den Leser unwillkürlich in ihren Bann. Der Schreibstil ist bisweilen kühl und die emotionale Seite der Geschichte kommt zu kurz. Schade! Trotzdem gefiel mir der historische Roman gut, denn Sarah Dunant verwebt geschickt gut recherchierte Geschichte und Fantasie miteinander. Sie geht auf Details ein und springt zwischen den verschiedenen Schauplätzen der Geschichte hin und her. Das tut dem Roman allerdings nicht immer gut, denn dabei verliert sie den Blick auf die Person Lucrezia oft aus den Augen.