Geschichte spannend und verständlich erzählt

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Das Buch schildert die Geschehnisse um die Familie Borgia in den Jahren 1503/3.
Es sind die letzten Jahre des Borgia-Papstes und zugleich der Höhepunkt der Borgia-Macht.
Rodrigo Borgia kontrolliert als Papst Alexander VI den Vatikan und plündert dessen Kassen, um die Feldzüge seines Sohnes Cesare Borgia zu finanzieren. Cesare erobert systematisch Kleinstaaten, um in der Romagna einen Borgia-Staat zu errichten. Cesare eilt von Sieg zu Sieg und schlägt eine Verschwörung seiner Söldnerführer blutig nieder. Nichts und niemand scheint ihn aufzuhalten.
Lucrezia ist mit dem Erbprinzen von Ferrara verheiratet. Die Ehe soll Ferrara zur Neutralität verpflichten. Als Lucrezia an einem schweren Fieber erkrankt und den Thronerben verliert, scheint diese Allianz gefährdet. Gerade als Lucrezia zu ihren alten Vitalität zurück gefunden hat, stirbt Papst Alexander VI. Cesare, der ebenfalls schwer krank ist und deshalb nicht der Herr der Geschehnisse, verliert nach dem Tod seines Vaters und ohne dessen Unterstützung die eroberten Gebiete. Die Ära Borgia ist Geschichte.
Nachdem ich mich in den Erzählstil eingelesen hatte, haben mich die geschichtlichen Schilderungen stark gefesselt. Die Autorin ist es gelungen, die geschichtlichen Namen zu Menschen aus Fleisch und Blut zu machen mit all ihren Wünschen, Träumen und Fehlern. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Lucrezia, die in den Geschichtsbüchern oft als Giftmörderin und Frau, die Blutschande treibt, beschrieben wird. Hier wird sie als junge kluge und starke Frau geschildert, die weiß, dass sie eine wertvolle Figur in den Machtspielen ihres Vaters und Bruders ist. Dennoch versucht sie, ein eigenbestimmtes und erfülltes Leben zu führen. Am Ende ist sie die Einzige aus der Familie, die persönliches Glück und Zufriedenheit erfährt.
Obwohl ich glaubte, die Geschichte der Borgia zu kennen, war vieles neu für mich und lässt mir die Familie in einem milderen Licht erscheinen. Interessant fand ich auch, dass Machiavelli florentinischer Gesandter bei Cesare Borgia war. Dies gibt der Autorin die Gelegenheit, auch dessen Leben näher zu beleuchten.
Wer sich für Geschichte interessiert und kein ausgesprochenes Sachbuch lesen möchte, kann getrost zu diesem Buch greifen.