Lucrezia

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bavaria123 Avatar

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Ich lese immer wieder gern historische Romane. Warum? Nun zum einen bin ich geschichtsinteressiert und zum anderen bekomme ich gern spannende Geschichten erzählt.

Das Buchcover zu "Die letzte Borgia" gefällt mir. Zum einen knüpft es an zu dem Vorgängerbuch "Der Palast der Borgia"...da hat die Dame noch eine rote Robe anstelle der jetzigen blauen an. Die Frau schaut auf Gebäude, die auf jeden Fall an Florenz denken lassen. Allerdings habe ich von einigen anderen Darstellungen die Lucrezia Borgia mit rötlich blondem Haar in Erinnerung. Aber da sehe ich mal einfach drüber hinweg...

Das mächtige Adelsgeschlecht der Borgia - ruhmreich, großartig, gefährlich. Skrupellose Machtpolitiker, die nicht gerade zimperlich mit ihren Kritikern und Gegnern oder auch der eigenen Familie umgegangen sind. Und in all dieser Machtspielerei wird Lucrezia, die Tochter des geheimnisvollen Papstes Alexander VI. zum Spielball der familiären Politik. Das ist ein Stoff, aus dem ein oder mehrere gute Bücher entstehen können.

Das Buch beginnt im Winter 1501 / 1502 in Florenz. Ein wenig musste ich mich dann in den Stil der Autorin einlesen. Zum einen schreibt sie diesen Roman in der Gegenwartsform, das ist für einen historischen Roman eher ungewöhnlich. Zudem nutzt sie gern verschachtelte Sätze, mit denen man sich auch anfreunden muss. Mir ist das dann aber ausgesprochen schnell gelungen und dann kam ich auch gut mit dem Lesen voran. Sehr gut eigentlich, denn die 522 Seiten habe ich tatsächlich an einem Wochenende zwischen Freitag mittag und Sonntag Abend gelesen.

Man merkt, dass Sarah Dunant ganz akribisch und genau recherchiert hat. Ich habe über die Familie Borgia bereits zwei andere Bücher gelesen, wenn es auch schon etwas länger her ist. So war ich recht schnell wieder in ihrer Zeit und in ihrer Geschichte. Wer da nicht ganz so im Thema ist, dem würde ich dann empfehlen, zuerst "Der Palast der Borgia" und dann dieses Buch zu lesen.

Die Autorin zeichnet ein interessantes Sittengemälde der Renaissance und flechtet die Familiengeschichte der Borgias gekonnt hinein. Wobei sie immer ein klein wenig Distanz behält, was ich als positiv empfinde.

Mich hat das Buch in den Bann gezogen und gut unterhalten. Ganz nebenbei wurden meine historischen Kenntnisse wieder aufgefrischt. Lucrezia hat dabei mein Mitgefühl geweckt. Sie war eine Gefangene in ihrer Zeit, benutzt von ihrer Familie. Auf der einen Seite hatte sie das ausschweifende Leben, auf der anderen Seite doch das Fehlen tiefer Gefühle.

Einen Stern ziehe ich allerdings aufgrund der Äußerlichkeiten des Buches ab Die Seiten 262 bis 272 waren bereits bei der Ankunft leicht erhaben. Beim Lesen lockerten sie sich dann noch ein wenig. Vielleicht ist das nur bei meinem Exemplar so, aber da könnte nachgebessert werden.