Sittengemälde der Renaissance

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1502 Italien. Nachdem ihr Bruder Cesare aus Eifersucht ihren zweiten und von ihr geliebten Ehemann ermordet hat, lässt sich Lucrezia Borgia auf eine Ehe mit dem Herzog von Ferrara Alfonso d’Este ein, die ihr Vater Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI arrangiert hat, um den Machterhalt und den Reichtum der Familie zu vergrößern und weiterhin zu gewährleisten. Doch die Familie d’Este ist mit der neuen Schwiegertochter gar nicht glücklich, sehen sie diese doch als unter ihrer Würde an. Obwohl viele wahre Gerüchte über die junge Frau in Umlauf sind, ist Lucrezia in ganz Italien für ihren Liebreiz und ihre Anmut, doch sie ist sich auch der Unbarmherzigkeit ihres Vaters und ihres Bruders bewusst, die nach und nach das ganze Land unter sich bringen wollen. So konzentriert sie sich darauf, die ihr gestellten Aufgaben zu erfüllen und ihre eigenen Interessen zu vertreten.

Sarah Dunant hat mit ihrem Buch „Die letzte Borgia“ den Nachfolgeband ihres Romans „Der Palast der Borgia“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, die Autorin zeichnet ein imposantes historisches Bild der damaligen Zeit und lässt den Leser am Leben der schillernden Familie Borgia teilhaben, um die sich neben unbarmherzigen Machthunger auch Morde und Affären rangen sowie deren politische Ränkeschmiede. Mit den wechselnden Erzählperspektiven wird die Spannung der Geschichte immer wieder gesteigert und gibt dem Leser das Gefühl, einen guten Rundumblick zu bekommen. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert und mit der Handlung auf besonders geschickt verwebt. Der Leser erhält einen Eindruck von der imposanten Pracht am Hof des Papstes sowie über die sehr interessante Familiengeschichte der berühmten Familie, die oftmals auch vor Intrigen, Gewalt und Mord nicht Halt machte. Die vielen geschichtlichen Details verlangen dem Leser höchste Aufmerksamkeit ab und beschenken ihn dafür mit einem umfassenden Sittengemälde einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Renaissance. Das Nachwort und die mitgelieferte Zeittafel im Anhang geben zusätzliche Informationen und belegen gleichzeitig die ausgezeichnete Recherche der Autorin.

Die Charaktere sind jeder für sich individuell ausgestaltet und wirken gemäß ihren Eigenschaften sehr authentisch und real. Gerade die detaillierten Beschreibungen machen es dem Leser leicht, sie vor dem inneren Auge zum Leben zu erwecken. Lucrezia ist eine anmutige Frau, die mit ihrer Schönheit alle um sich herum verzaubert. Gleichzeitig umgibt sie auch etwas Geheimnisvolles. Viele Gerüchte um ranken sich um ihre Person, sie gilt als erbarmungslose Giftmörderin, zudem soll sie eine Affäre mit ihrem eigenen Bruder gehabt haben. Doch ebenso gilt Lucrezia auch als intelligent, Liebhaberin der schönen Künste und als recht diplomatisch. Bruder Cesare ist ein Hitzkopf, der seine Schwester eifersüchtig nicht aus den Augen lässt. Aber er ist auch ein sehr vorausschauender Planer und Feldherr. Alexander VI (Rodrigo Borgia) hat den Ruf, ein skrupelloses und machtbesessenes Kirchenoberhaupt zu sein, jedoch liegt ihm das Wohl seiner Familie mehr am Herzen als der Rest der Welt.

„Die letzte Borgia“ ist ein opulentes historisches Sittengemälde über eine der bekanntesten italienischen Familien der damaligen Renaissance. Geschichtsliebhaber werden diese gelungene Lektüre als sehr informativ und spannend empfinden, während sie zur gleichen Zeit auf wunderbare Weise unterhalten werden. Absolute Leseempfehlung!