Eher ein Science-Fiction-Jugendroman mit zu junger Protagonistin

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maza_e_keqe Avatar

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Das Buch beginnt mit einer bevorstehenden Katastrophe: 28. Juli 206,1die Erde droht durch einen Kometeneinschlag zerstört zu werden und nur wenige auserwählte Menschen erhalten die Chance mit Passagierraumschiffen rechtzeitig zu einem anderen (hoffentlich bewohnbaren) Planeten zu reisen: dem Sagan. Während des 380 Jahre dauernden Fluges werden die Körper konserviert und die Gehirne mit Informationen zu den Themengebieten versorgt, die für den Wiederaufbau der Zivilisation wichtig erscheinen. Die Eltern der 12-jährigen Petra Peña sind Wissenschaftler und so wird sie auf den Gebieten der Botanik und Geologie „ausgebildet“. Doch eigentlich möchte das Mädchen lieber eine Erzählerin sein und andere mit ihren Geschichten erfreuen. Die Gelegenheiten dazu erhält sie nach dem „Wecken“, wenn auch ganz anders als erwartet.

Das weitere Geschehen möchte ich nicht spoilern, daher beschränke ich mich darauf zu erwähnen, dass Petra für ein 12- bzw. 13 Jahre altes Mädchen ziemlich viel Grausamkeit erleben muss. Ihr Geist ist durchaus gereift, was sich in ihren Erklärungen und Beschreibungen zeigt, die ich teils selbst erst nachschlagen musste.

Mir haben die „cuentos“, die Märchen und Geschichten sehr gut gefallen, insbesondere auch, weil sie passend zu den jeweiligen Situationen ausgewählt wurden. Diese „Geschichten in der Geschichte“ sind ein kleines Highlight. Besonders gern weise ich dabei auf das ab Seite 315 befindliche Glossar hin, das die spanischen Sätze und Ausdrücke übersetzt und erklärt.

Petra Peña hat einen „genetischen Defekt“: Retinopathia pigmentosa verengt das Sichtfeld der Augen. Bei Tageslicht ist die Sicht noch okay, aber sobald es dämmert, muss sich das Mädchen vorsichtig voran tasten. Ich fand es gut, richtig und wichtig, dass diese Erkrankung im Buch thematisiert und damit (Achtung, dummes Wortspiel) „sichtbar“ gemacht wird.

Leider konnte mich das Buch dennoch nicht vollständig „abholen“ und „mitnehmen“. Ich geriet immer wieder aus dem Lesefluss. Obwohl Petra durchaus nicht unsympathisch ist, wirkt sie zu „alt“. Durch ihr Denken und Handeln, ihre geistige Reife und auch die entsetzlichen Dinge, die ihr wiederfahren, fühle ich mich eher wie in einem Jugendroman als einem Kinderbuch. So muss Petra Abschied von ihrer geliebten Großmutter nehmen, der der Zugang zu dem Evakuierungs-Raumschiff verwehrt wird. Verlust, Trauer und Angst begleiten das Mädchen somit vom ersten Kapitel an.

Trotz der Jugend der Protagonistin würde ich das Buch frühestens ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen. Die Inhalte können belastend sein, Sprache und Fachbegriffe sowie deren Verständnis brauchen möglicherweise Unterstützung durch erwachsene Personen. Gleichzeitig dürfte es dadurch auch eine ältere Leserschaft durchaus ansprechen, insbesondere mit Interessen in Richtung Science-Fiction.

Ich vergebe insgesamt 3,5/5 Sternen, empfehle das Buch aber gern an alle, die sich für die Thematik interessieren.