Atemberaubender Politthriller mit zeitgeschichtlichem Hintergrund

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buchling zamonia Avatar

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Mit dem Politthriller „Die letzte Terroristin" hat André Georgi ein spannendes und atemberaubendes Buch verfasst, das man in einem Rutsch verschlingen möchte.

Der Thriller beginnt gleich sehr rasant. Ein V-Mann des BKA wird ermordet, und der Direktor einer Bank fällt trotz Personenschutz durch das BKA einem Attentat der RAF zum Opfer. Das BKA gerät dadurch unter noch höheren Druck, denn das nächste Opfer, das die RAF töten möchte, ist schon bekannt.

Der Politthriller vermittelt tiefe Einblicke in alle Seiten, man bekommt sowohl einen Eindruck in das Leben eines Ermittlers des BKA, die Gefühle der gefährdeten Personen und die Motive der Terroristen der RAF. Was macht dieser Druck mit den Beamten, was macht das jahrelange Versteckspiel, das Leben in der Anonymität, mit den in den Untergrund gegangenen RAF-Mitgliedern?

In den 90-er Jahren lebt und handelt die dritte RAF-Generation, geschult von Ausbildern der Stasi, und alle versuchen die unsicheren Zeiten nach der Wiedervereinigung Deutschlands für ihre eigenen Zwecke auszunutzen.

Die RAF hat sich eigentlich schon lange aufgelöst und besteht nur noch aus zersplitterten Teams, die unabhängig voneinander agieren und wenig bis nichts übereinander wissen. Im Thriller agiert eine kleine Gruppe der RAF, die nur aus 3 aktiven und einem zur Sicherheit geflüchteten Mitgliedern besteht.

Immer wieder wechselt der Autor in seinem Thriller die Erzählperspektive, schildert die Sicht der unterschiedlichen Protagonisten und zeigt auch den Preis, den sie in diesem erbitterten Kampf zahlen müssen.
Ein Privatleben mit Familie und funktionierender Ehe ist ein Luxus, den sich die BKA-Ermittler unter dem ganzen Druck nicht mehr leisten können, die Terroristen haben ihr Leben mit der Entscheidung für den Untergrund sowieso "beendet".

Georgi schildert sehr anschaulich, wie es den zurück gebliebenen Familien geht, wenn ein Familienmitglied plötzlich im Fernsehen und auf Plakaten vom BKA gesucht wird. Wenn Nachbarn, Kollegen, Mitschüler die Angehörigen in Kollektivverantwortung nehmen und sie alles verlieren. Er schildert ebenso, wie die Familien der Anschlagsopfer am Attentat leiden. Ganz toll gefällt mir, das der Autor auch einen Blick in die Zukunft der Protagonisten wirft. Es ist erschütternd zu lesen, wie nicht nur das Leben der Beteiligten zerstört ist, sondern auch das der unbeteiligten Familienmitglieder.

Sehr intensiv, sehr beklemmend, sehr empfehlenswert!