Ein Stück jüngere Zeitgeschichte als gelungener Polit-Thriller

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soetom Avatar

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Das Buch nimmt am Anfang richtig Fahrt auf, reißt den Leser mit in einen Anschlag, der sofort mit Menschen und ihren Schicksalen verbunden wird. Das Tempo wird dann bald raus genommen und das Buch lässt Zeit, die Figuren zu zeigen und nicht nur ihr Handeln. Gelungen finde ich, dass dabei nicht nur eine Seite, sondern Täter, Opfer und Ermittler gleichermaßen zu Wort kommen. Alle sind in ihren Geschichten quasi gefangen, alle haben ihre persönlichen Ängste und Wünsche. Bei keinem wird der moralische Zeigefinger gehoben. Dadurch wird die Geschichte für mich glaubwürdig.

Gelungen finde ich auch, dass eine Reihe von Szenarien verwendet werden, die es tatsächlich so oder ähnlich gegeben hat. Nur Kontexte und Namen machen deutlich, dass es keine Nacherzählung sondern ein fiktionaler Text ist. Und man fiebert mit den Figuren mit, weil man weiß, wie es "in Wirklichkeit" ausging und hofft, dass er oder sie vielleicht doch heil aus der Situation heraus kommen wird.

Eine Nebenwirkung des Tempowechsels bein Erzählen ist auch, dass das Lähmende Abwarten aller Beteiligten greifbar wird, wenn im Grunde nichts passiert - bei den Terroristen, die auf den richtigen Moment für den Anschlag warten, den Polizisten, die auf den entscheidenden Hinweis warten, den potentiellen Anschlagszielen und ihrer Familien, die jeden Tag mit einem Angriff auf sie oder ihre Familie rechnen. Die Wirklichkeit ist eben nicht immer ein Actionfilm.

Quasi nebenbei wird so in einem packenden Thriller ein Stück deutsche Geschichte greifbar gemacht. Ein bemerkenswertes Buch.