Niederlagen

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milena Avatar

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Die letzte Terroristin von André Georgi ist nicht nur ein durchwegs guter Thriller, sondern auch ein hervorragendes Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte. Im Mittelpunkt steht der BKA-Ermittler Andreas Kawert, eine sympathische Romanfigur, die privat gerade Schiffbruch in der Ehe mit der Kollegin Iris erleidet. Die letzte Generation der RAF, die negativen Seiten der Wiedervereinigung, der Ausverkauf der DDR, das Scheitern sämtlicher gesellschaftlicher Utopien werden von André Georgi ausführlich und nach meiner Meinung auch angemessen beleuchtet. Als erster Handlungsstrang wird der RAF-Anschlag auf Dr. Ernst Wegner, wohnhaft in Königstein bei Frankfurt, tätig im Frankfurter Bankensystem geschildert. (Der Bezug zu tatsächlichem Geschehen ist leicht erkennbar.) Kawert kann es nicht verhindern, verliert noch seinen V-Mann Gereon, der von einer Frau, ganz in Schwarz gekleidet und mit dunkelrotem Weltbild, liquidiert wird. Die fiktive Gestalt, die nicht eindeutig einer Person des Zeitgeschehens zuzuordnen ist, ist titelgebend. Nächstes Zielobjekt ist einer der meistgehassten Männer der wiedervereinigten Republik, Treuhandchef Hans-Georg Dahlmann. Mit einem Staatsbegräbnis endet dessen Leben. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, finde es wichtig diesen Abschnitt der deutschen Geschichte mal wieder zu beleuchten und einige der Theorien, die der Autor schildert, durchaus des Nachdenkens wert.