Hirschpark

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kalligraphin Avatar

Von

„Wer sind Sie?“
„Veronique Roux.“
„Wer ist der Vater Ihres Kindes?“
„Der König von Frankreich.“

Veronique ist dreizehn Jahre jung, als sie einem königlichen Kundschafter durch ihre Schönheit auffällt und mit in den „Hirschpark“ genommen wird. Sie selbst weiß nicht recht, welches Schicksal ihr blüht und welche Aufgabe sie hier erfüllen soll. Sie weiß nur, dass ihre lieblose Mutter sich von diesem Arrangement mit dem Königshaus eine finanzielle Unterstützung erhofft, die die verarmte Familie dringend nötig hat.

Wie sich herausstellt, ist der Hirschpark eine Art Privatbordell von Louis XV, in dem seine Mätresse Madame de Pompadour und der königliche Diener junge Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen unterbringen, um sie für den König hübsch, sauber und gefällig zu machen.

Veroniques Zeit in der Gunst des Königs vergeht, als sie schwanger wird. Man nimmt ihr das kleine Mädchen, das sie zur Welt bringt, weg. Für Veronique und auch für ihr Kind sind bereits Arrangements getroffen worden, in denen beide verhältnismäßig gut über die Runden kommen können.

Wer bereits Romane von Eva Stachniak kennt, weiß, dass man sie kaum noch aus der Hand legen kann. Die Autorin versteht es, Geschichte lebendig und erlebbar zu machen.
„The Deer Park“ - wie der Roman im Original viel treffender heißt - hat mir von all ihren Büchern sogar am besten gefallen. Wieder spielt die Autorin mit Perspektivwechseln und macht es so möglich, dass man als Leser die Geschichte aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln wahrnimmt. Vom armen Mädchen, über den Diener des Königs bis hin zum König selbst.

Auch der Bruch in der Geschichte wird in diesem Roman eindringlich spürbar.
Während Louis XV der letzte regierende König im Ancien Régime ist, scheint er politische und gesellschaftliche Veränderungen kaum wahrzunehmen, sondern nur zutiefst gelangweilt und von seinen höfisch-repräsentativen Pflichten „gestresst“ zu sein.

Sein Thronfolger und Enkel Louis XVI und seine Frau Marie-Antoinette regieren in einer ganz anderen Zeit; die Französische Revolution naht. Ihn lernen wir schon als Kind kennen, wenn der zweite Teil des Romans beginnt und Marie-Louises Geschichte erzählt wird. Marie-Louise ist Veroniques Tochter und ihre Geschichte wird eine ganz andere sein.

Kaum eine Autorin versteht sich so gut darauf, die unterschiedlichsten historischen Begebenheiten und Themen zu verknüpfen und dabei gleichzeitig psychologisch spannende Romanfiguren zu schaffen.

„Die letzte Tochter von Versailles“ ist ein herausragendes Buch. Spannend und intelligent werden hier Teile der Geschichte aufgedeckt, über die man sonst kaum liest.